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Bericht
14.03.2019
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Pessimismus der Jugend im Vertrauen auf Nichtregierungsorganisationen

Die bevorstehende Europawahl und die Fragestellung, wie junge Menschen für die europäische Idee und Politik begeistert werden können, waren das Thema eines Besuches von Lars Kuhlmann bei der Sektion Pinneberg. Der 42-Jährige, der auf Listenplatz zwei der
schleswig-holsteinischen CDU für die Europawahl bereitsteht, analysierte die Ergebnisse der Studie „Generation What?“, der bisher größten europaweiten Untersuchung von politischen Einstellungen junger Menschen zwischen 18 und 34 Jahren.
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Kuhlmann: „Die Studie hat viele Botschaften. Eine ist das starke Vertrauen der jungen Leute in Nichtregierungsorganisationen (59 Prozent), gemessen an dem Vertrauen in die Politik (18 Prozent) oder Medien (21 Prozent). Während europaweit 50 Prozent der Befragten mit niedrigem Bildungsniveau der Politik völlig mißtrauen, sind es bei den Hochgebildeten „nur“ 41 Prozent. Dagegen kann sich mehr als die Hälfte der jungen Europäer vorstellen, sich in einer Nichtregierungsorganisation (NGO) und knapp jeder Dritte, in einer politischen Organisation aktiv zu werden. Mit 44 Prozent ist die Bereitschaft in Deutschland mit Abstand am Höchsten.

 

Eine weitere Botschaft sei der langfristige Pessimismus, den die jungen Menschen zeigen, obgleich sie ihre eigenen kurzfristigen Chancen eher optimistisch beurteilen. Demnach sind 40 Prozent der europäischen Jugendlichen davon überzeugt, daß es ihnen in ihrem Leben schlechter gehen wird als den eigenen Eltern. Noch beeindruckender sei, daß gerade mal ein Prozent glaubt, daß das Leben ihrer Kinder im Vergleich zum eigenen Leben besser sein wird. 45 Prozent glauben, es wird schlechter, 33 Prozent glauben, es bleibt gleich. Die junge Generation fürchtet also überwiegend negative Entwicklungen, die sich erst für kommende Generationen zu spürbaren Problemen entwickeln könnten.

Dieser langfristige Pessimismus, so anschließend der Tenor in der Diskussion, sei schon sehr erstaunlich angesichts der Tatsache, daß sich die Lebens- und Umweltbedingungen in den letzten Jahrzehnten global, in Europa und besonders in Deutschland großartig verbessert hätten. Es wäre wünschenswert, wenn die pessimistischen Demonstrationen der Jugend übergehen würden in eine von Optimismus getragenen Aufbruchstimmung, die auch die erreichten Erfolge würdigt und den motivierten Schülern in Deutschland Möglichkeiten eröffnet, an neuen technischen Lösungen frühzeitig mitzuarbeiten. Die Ergebnisse der Online-Befragung würden viele Ansatzpunkte zum Handeln bieten, „doch wir als CDU müssen schon etwas selbstkritisch feststellen, daß uns – beispielsweise mit der Staatsverschuldung und Gesundheitspolitik – aktuell andere Themen bewegen als die jungen Menschen.“

Daher gelte es, neue Akzente zu setzen und den Dialog zu forcieren. Mit Blick auf Europa nannte Kuhlmann, der hauptberuflich Geschäftsführer der Landjugend in Schleswig-Holstein ist, als eines seiner zentralen Ziele, den Menschen die Bedeutung der EU für Projekte und Infrastrukturmaßnahmen im ländlichen Raum aufzuzeigen. „Wir müssen besser verdeutlichen, wo Europa vor Ort positiv wirkt“, so Kuhlmann, der aus Tangstedt im Kreis Pinneberg kommt. / Holger Hartwig