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Bericht
14.05.2018
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Versorgung mit erneuerbaren Energien zügiger vorantreiben

Was wird aus dem Kraftwerk in Wedel? Wie kann in Schleswig-Holstein erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien besser in Hamburg genutzt werden? Wie kann es gelingen, zügig vollständig auf Wärme aus Braunkohle zu verzichten? Das waren zentrale Fragen einer Podiumsdiskussion, zu der die Sektion Pinneberg eingeladen hatte.
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Unter der Überschrift „Gemeinsame Perspektiven für die Strom- und Wärmeversorgung der Metropolregion“ gelang es Moderator Dr. Stefan Liebing, Vorsitzender der Landesfachkommis-sion Energiewirtschaft des Wirtschaftsrates, souverän über zwei Stunden hinweg sowohl die Kontroversen als auch gemeinsame Ansichten von den vier Podiumsteilnehmern „herauszu-kitzeln“.

Ein zentraler Diskussionspunkt war die Frage, wie es mit dem Kraftwerk in Wedel weitergeht. Für Pieter Wasmuth, Generalbevollmächtigter der Hamburger Vattenfall GmbH, ist klar: „Die Zukunft des Wedeler Kraftwerkes ist kein Luxusproblem, weil von dort aus 120.000 Haushalte mit Wärme versorgt werden. Ohne Ersatz bleiben diese Wohnungen kalt.“ Aktuell sieht er noch keine Lösung, fordert von der Politik „eine planbare Zeitschiene“. Er machte deutlich, daß es „für unser Unternehmen ein grundsätzliches Ziel ist, aus der Kohleenergie auszusteigen.“

Für die Landesvorsitzende der Grünen, Dr. Ann-Kathrin Tranziska, ist klar: „Das Kraftwerk Wedel ist uns ein Dorn im Auge. Wir müssen alle Möglichkeiten prüfen, um es möglichst schnell abzuschalten.“ Es gebe aus ihrer Sicht bereits heute ausreichend Strom aus Windkraft in Schleswig-Holstein, und es müsse zügig ermöglicht werden, mit dieser Energie auch die Wärmeversorgung der Hamburger Haushalte zu sichern. Tranziskas Parteikollegin Ulrike Sparr, Sprecherin der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft für Umwelt und Energie, legt sich fest: „Wir planen weiter damit, daß Wedel 2022 abgeschaltet wird.“ Sie schloß zudem aus, daß in Zukunft durch das Kraftwerk Hamburg-Moorburg mehr Wärme in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werde. „Vattenfall möchte das aus vielen Gründen, für uns kommt das nicht in Frage.“ Wenig Neues gab es zum Thema Rückkauf des Energienetzes von Vattenfall durch die Stadt Hamburg.

Wasmuth und Sparr ließen durchblicken, daß sie in der Frage, wie künftig Strom und Wärme preiswert für die Hamburger produziert und geliefert werden könne, keinen Konsens finden. Entscheidend ist für Wasmuth zunächst einmal, ob die Stadt sich überhaupt entscheidet, im November 2018 vom Rückkaufrecht Gebrauch zu machen.


Einig waren sich Sparr, Dr. Transiska und Wasmuth wie auch Dr. Martin Grundmann, Geschäfts-führer der ARGE Netz, in der Frage, daß es in den nächsten Jahren gelingen muß, die Sektorenkoppelung und Vernetzung zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg zügig und gezielt voranzutreiben. Grundmann: „Die schwarze Energie muß runter, die grüne Energie rauf. Wir haben in den vergangenen Monaten viel erreicht, um die Netze in der Metropolregion durchlässig zu machen und so Strom von Schleswig-Holstein nach Hamburg transportieren zu können. Ich bin überzeugt, daß wir bis 2035 erreichen können, daß beide Bundesländer komplett aus erneuerbaren Energien versorgt werden.“

 

Dafür seien gemeinsame Lösungspartnerschaften gefragt. Er sprach sich zudem dafür aus, auch viele kleine Initiativen für erneuerbare Energien stärker zu fördern. „Kleinvieh, z.B. mit Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, mache auch Mist. Da hat Hamburg noch großes Potential." Damit dieses Potential der erneuerbaren Energien für Wärme, Strom und neue Mobilitätsfor-men noch besser genutzt werden könne, müsse auch im Bereich der Gesetze und Verord-nungen einiges passieren. Wasmuth: „Mit 12.500 Gesetzen und Verordnungen ist Vieles mittlerweile zu kleinteilig geregelt.“ Die Politik müsse klare Linien vorgeben auch in der Frage, wie intensiv der Energieverbrauch jedes einzelnen Haushalts analysiert werden darf. Wasmuth: „Wir müssen im Datenaustausch und der Sektorenkoppelung alle lernen.“

Dr. Grundmann ergänzte, daß die Digitalisierung vorangetrieben werden müsse: „Es muß gelingen, viele dezentrale Einheiten über digitale Technik so zu verknüpfen, daß wir es in zehn Jahren in Norddeutschland hinbekommen, Strom, Wärme und Mobilität aus erneuerbaren Energien abzudecken.“ Für Sparr bleibt bei aller Entwicklung das Ziel, „diese Veränderungen anders als bei der Atomkraftnutzung ohne gesellschaftliche Folgekosten hinzubekom-men.“/Holger Hartwig