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Bericht
02.07.2018
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Wertvolle Autos, Kunstwerke, Comics: Trend als Chance für Schleswig-Holstein?

Sind kulturelle Sachwerte eine alternative Kapitalanlage in Zeiten ultraniedriger Zinsen und wie kann Schleswig-Holstein von diesem Trend profitieren? Diese beiden Fragen waren das Thema einer Veranstaltung der Sektion Kiel Anfang Juli in der Filiale der Sydbank. Experten aus dem In- und Ausland berichteten über ihre Erfahrungen mit neuen Anlageformen und über die Möglichkeit, mit Spezialimmobilien für die Einlagerung der Sachwerte wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
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Moderator Dr. Bertram Zitscher, Geschäftsführer des Wirtschaftsrates in Schleswig-Holstein, formulierte es in seiner Einleitung provokant: „Wohin mit dem ganzen Geld, wenn Kapitalanlagen teilweise Minusrenditen zu bieten haben?“. Es sei weltweit ein Trend hin zu Kulturgütern – vom Oldtimer, Comics, über Kunst bis hin zu exklusivem Schmuck – spürbar. Die Herausforderung bei diesen Gütern sei häufig, diese hochwertig und sicher ein zu lagern. In Europa gebe es ein derartiges Lager bisher lediglich in Luxemburg. Der Dialog mit den Experten sollte der Frage beantworten, wie Schleswig-Holstein von dem Trend - beispielsweise durch die Schaffung eines Freihafens modernen Typs nach luxemburgischen Vorbild - profitieren könnte.

Bevor es konkret um die Spezialimmobilien ging, zeigte Dr. Carl-Heinrich Kehr (Principal Mercer Investments) auf, das Anlagen in Sachgüter keinesfalls nur auf die Leidenschaft einzelner finanzstarker Mäzene oder Kulturbegeisterter zurückzuführen sind. „Auch institutionelle Anleger, beispielsweise Pensionsfonds, Stiftungen oder Versorgungskassen, setzen verstärkt diese Anlagen.“  Dabei gehe es dann anders als beim Privatanleger darum, ein diversifiziertes Portfolio zusammen zu stellen, sichere Einlagerungen zu ermöglichen und „ausreichend Transaktionspartner zu finden, weil Renditen erst bei Wertsteigerung durch Erhalt und letztlich einen Weiterverkauf erzielt werden“. Dr. Kehr: „Der Anteil dieser alternativen Kapitalanlagen wächst seit 2011 kontinuierlich. Insofern könnte es auch künftig einen Markt für Spezialimmobilien geben, in denen die Güter eingelagert werden.“

Wie diese Spezialimmobilien funktionieren, das zeigte David Arendt (The Directors´ Office) auf. Er war an dem Aufbau des „Le Freeport Luxembourg“ beteiligt, der einzigen rund 6000 Quadratmeter großen Spezialimmobilie dieser Art in Europa. Arendt sieht in den Depots einen Markt der Zukunft. 2018 würden mit Spezialgütern weltweit etwa 700 Milliarden Euro bewegt. Mit Blick auf die Ansiedlung einer solchen Immobilie in Schleswig-Holstein in zentraler Lage an einer Autobahn und mit Anschluss an Häfen und Flughäfen sei eine Marktanalyse erforderlich. Diese müsse beantworten, welche Güter in Frage kommen und ob regionale Stiftungen und Museen Interesse haben. Zweiter Schritt wäre dann die Entscheidung, ob lediglich ein Lager oder ein passendes Ökosystem mit Werkstatt, Ausstellungsraum und Handel installiert werden solle. Darüber hinaus müssten noch zoll- und steuerrechtliche Fragen (Freihandelszone oder offenes Zolllager) beantwortet werden. Arendt: „Aus meiner Sicht wäre es für ein solches Projekt sinnvoll, auch die öffentliche Hand als Partner dabei zu haben, um die Seriösität zu unterstreichen.“

Bevor es dann zum Gedankenaustausch zwischen Rednern und Publikum kam, berichtete Dr. Fillipo Pignatti Morano (Costoza Family Office Zürich) über ein praktisches Beispiel für einen funktionierenden Sachanlagenfonds. Seit etwa sechs Jahren ist er nach eigenen Worten mit einem Fonds für Oldtimer erfolgreich. Die Rendite sei mit sechs Prozent stabil. „Autos sind für viele eine alternative Anlage, die sie ruhig schlafen lässt und die sie dazu noch genießen können.“ Ein Auto könne nicht in Konkurs gehen und angesichts der weltweiten Nachfrage sei ein Investment relativ risikolos. Wichtig sei, daß für die Fahrzeuge eine gute Lagerung und Pflege gewährleistet werde. Mit Blick auf den Gastgeber der Veranstaltung, der Sydbank, merkte er an: „Für Banken kann das ein gute Geschäftsmodell sein, um vor allem an neue Kunden heranzukommen.“/Holger Hartwig