Wirtschaftsrat präferiert regenerative Kraftstoffe für Energiewende in Schleswig-Holstein
Dr. von Boetticher: „Ohne Technologieoffenheit fährt die Verkehrswende in eine gefährliche Sackgasse“
Der Landesvorsitzende Schleswig-Holstein des Wirtschaftsrates der CDU e.V. fordert eine gründliche Analyse der Verkehrsinfrastrukturplanung in Schleswig-Holstein mit Blick auf die klima- und umweltpolitischen Zielsetzungen: „Wir sollten uns nicht einseitig auf Elektromobilität verlassen, sondern sicherstellen, daß wir auch andere Arten klimafreundlicher Kraftstoffe ermöglichen und die entsprechende Infrastruktur bereitstellen.“ Wenn Deutschland bis zum Jahr 2038 aus der nahezu CO2-freien Kernenergie und aus der Braun- und Steinkohle aussteigen wolle, sei dies ohne massive Ausweitung von Energieimporten nicht zu meistern. Deutschlands Fläche reiche auch beim besten Willen nicht annährend für eine autarke Versorgung mit erneuerbaren Energien aus. Strom für Elektromobilität bedeute daher Strom aus Kohle- oder Kernkraftwerken. Die Alternative dazu sei der Import von klimafreundlichen Kraftstoffen auf der Basis von Wasserstoff. „Alles andere ist eine irreführende Milchmädchenrechnung. Ohne Pluralität bei den Antriebsenergien fährt die Verkehrswende in eine gefährliche Sackgasse.“ Daher benötige Schleswig-Holstein Infrastruktur auch für CO2-freie Kraftstoffe.
Der Vorsitzende der Landfachkommission Energiewirtschaft des Wirtschaftsrates in Schleswig-Holstein Prof. Dr. Stefan Liebing wird konkreter: „Die für umweltfreundliche Mobilität notwendige Energie werden wir in den kommenden Jahrzehnten nicht ausschließlich aus grünem Strom hier erzeugen können. Wir müssen zugleich regenerative Energien aus kostengünstigen Solargroßkraftwerken an ausländischen Standorten gewinnen und diese als regenerative Kraftstoffe importieren können, entweder in Form von Wasserstoff oder durch Bindung von C02 in Form von regenerativem Methan. Das sehe auch die jüngst beschlossene Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung vor, die mit einem Budget von neun Milliarden unterlegt ist und mit dem kommenden 140 Milliarden-Paket der Europäischen Union weiter unterstützt werde. Zahlreiche weitere Industrieländer wie Japan und sogar die großen Ölkonzerne arbeiteten derzeit mit Hochdruck an technischen Fortschritten und einer Kostendegression. Schleswig-Holstein habe mit den laufenden Pilotprojekten und einer innovativen Branche im Heimatmarkt große Chancen, sein Know-how und seine energietechnischen Anlagebauer wertschöpfend einzusetzen und damit erneut an der Spitze der weltweiten Energiewende mitzuwirken.
Bei der strategischen Abwägung der mobilen Antriebstechnologien der Zukunft sei zu beachten, daß Kraftstoffe leichter zu transportieren und zu lagern sind als Batterien, während letztere weder in der Herstellung noch in der Entsorgung unproblematisch erscheinen und bei mobilen Anwendungen immer zusätzliches Gewicht mitschleppen müssen. Strategisch noch wichtiger sei allerdings die Widerstandskraft gegenüber Krisen. „Unsere gesellschaftliche Abhängigkeit von einem funktionierenden Stromnetz ist schon jetzt hoch und weiter steigend. „Wenn wir jetzt noch unsere Mobilität vollständig ans Kabel hängen, gehen unsere Reaktionsmöglichkeiten bei einem Stromausfall gegen Null. Wir wären gut beraten, für alle umweltschonenden Technologien offen zu bleiben.“ Schleswig-Holstein als Land der erneuerbaren Energie sollte daher bei der Entwicklung, Transport, Lagerung und dem Einsatz von regenerativen Kraftstoffen eine führende Rolle anstreben und seine Vorteile als Land der erneuerbaren Energien seine Häfen sowie Leitungs- und Speicherinfrastruktur für Kraftstoffe in dieser Hinsicht gezielt entwickeln.