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Bericht
25.03.2018
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Wohin geht die Reise der innerstädtischen Mobiliät?

„Lübeck im Dauerstau“: Der Titel der Veranstaltung der Sektion Lübeck sei überzogen, stellte einleitend die zuständige Bausenatorin Joanna Hagen klar, und fand damit auch die Unterstützung im übrigen Podium und Auditorium. Allerdings sei Lübeck nur bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs wirklich stark, brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt.

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Hermann Beckmann hatte als Sektionssprecher Lübeck zu der Diskussion eingeladen, weil die Gewerbetreibenden zunehmend unter den Baustellen leiden würden und mit der A 20 und der festen Fehmarnbeltquerung zusätzliche Verkehrsaufkommen zu erwarten seien, insbeson-dere wenn die Stadt auch noch zusätzliche Wohn- und Gewerbegebiete entwickeln möchte, was ja wünschenswert sei. Detlev Zielke untermauerte dies als Vorsitzender der Gewerbever-einigung „Wir in Genin“. Der FDP-Landtagsabgeordnete Jörg Hansen merkte an, daß man deutlich mehr investieren müsse, um den Sanierungsstau zu bewältigen. Insbesondere die Brücken über die Lübeck umfließenden Flüsse und Kanäle seien kritisch für den Verkehrsfluß. Die Probleme um die Possehlbrücke seien akut und perspektivisch noch nicht ausgeräumt, bekräftigte Zielke. Beckmann fordert verstärkt Ausschreibungen, die die Dauer und Intensität der Einschränkungen des Verkehrs bei der Vergabe berücksichtigen.

Die weitere Diskussion richtete sich auf die zukünftigen Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Gero Storjohann MdB ist nicht nur Mitglied im Verkehrsausschuß des deutschen Bundestages, sondern auch fahrradpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestags-fraktion. Er sei deshalb vor der Veranstaltung einmal mit dem Fahrrad auf den empfohlenen Fahrradwegen um die Hansestadt gefahren, teilweise über Kopfsteinpflaster und andere wenig fahrradfreundliche Spuren. Nicht nur der Individualverkehr mit E-Bikes, sondern auch Lasten-räder könnten sonst große Entlastung schaffen, wenn der zunehmende Online-Handel nicht nur mit Autos erledigt werden soll. Kopenhagen sei in dieser Hinsicht einer der Vorreiter.

Christoph Stoyanov geht noch einen Schritt weiter. Seine Firma arbeite an remotegesteuerten Fahrzeugen, die in Lübeck innerstädtische Logistik verkehre übernehmen könnten. Die neuen Techniken kämen schneller als viele vermuten würden. Für die Bausenatorin war das nicht ganz fremd, denn sie selbst habe eine Perspektivenwerkstatt eingerichtet, wo Vorschläge für die Stadtentwicklung im kommenden Jahrzehnt erarbeitet werden sollen. Allerdings löse das nicht ihre akuten Probleme, unter den Bedingungen von Fachkräftemangel und Bauhochkonjunktur die notwendigen PS für die Bewältigung des Sanierungsstaus auf die Straße zu bringen. Daß, so Beckmann, sei aber mit Blick auf das weiter wachsende Verkehrsaufkommen dringend notwendig.

Heinrich Heissing, der zum wiederholten Mal sein Galerie als extravaganten Austragungsort gestiftet hatte, fordert zum Ende, die Lübecker Altstadt komplett vom Autoverkehr zu befreien, eine Idee, die angesichts der neuen und kommenden Mobilitätstechniken gar nicht mehr so abwegig erscheint wie vielleicht vor zwanzig Jahren./Dr. Bertram Zitscher