„Arbeit bewirkt Integration – nicht andersherum“

In den Räumen der Gollan Recycling GmbH kamen die Mitglieder und Gäste der Sektion Ostholstein-Plön zu einem in der Öffentlichkeit viel diskutierten Thema zusammen: Wie kann die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt besser gelingen?
In seinem Eingangsstatement präsentierte Sektionssprecher Karsten Kahlcke die aktuellen Arbeitsmarktzahlen für Deutschland und setzte diese in Relation zu den Arbeitsmarktzahlen der Flüchtlinge im Allgemeinen und der Ukrainer im Speziellen, die zum Teil erheblich vom Durchschnitt abweichen. Er schloss jeweils mit der Frage „Warum ist das so?“ und leitete damit zu den Einzelstatements der eingeladenen Referenten über.
Chris Melzer, Sprecher des UNHCR in Deutschland, wies u.a. auf die zugrundeliegende komplexe Lage der Geflüchteten hin, die zum Teil aus hoch instabilen Krisenregionen kämen. Zudem hätten sich die Flüchtlingskrisen in den zurückliegenden 10 Jahren deutlich verändert und verschärft. Als wesentliche Krisenherde machte er die Ukraine, den Nahen Osten und den Sudan aus. Er plädierte dafür, Flüchtlinge bereits dann einzustellen, wenn die Sprachkenntnisse noch nicht annähernd perfekt seien. Markus Biercher, Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, schloss sich dieser Ansicht an: „Wir haben eine sehr heterogene Gruppe an Geflüchteten mit sehr heterogenen Sprachniveaus – dem kann man im ländlichen Raum kaum gerecht werden.“ Er verwies damit auf die Sprachkurse, die Räume und Lehrkräfte bräuchten, aber auch einem Qualitätsanspruch gerecht werden müssten. Eine schnelle Einbindung in den Arbeitsmarkt sei eine Grundvoraussetzung für die Integration im Land: „Arbeit bewirkt Integration – nicht andersherum.“ Die Bedeutung der Migration unter Anbetracht des Arbeitsmarktaustritts der Baby-Boomer-Generation, war allen Teilnehmern bewusst.
Nina Eskildsen, Geschäftsführerin der Eskildsen GmbH & Co. KG, konnte von Erfolgsgeschichten aus ihrem KFZ-Betrieb berichten. Und Heiko Godow, Bürgermeister der Gemeinde Malente, wusste dies zu untermauern: „Erfolgsgeschichten gibt es. Sie müssen erzählt und geschrieben werden, um den negativen Berichten etwas entgegenzusetzen!“
Seyan Papo, Sprecherin für Integration und Flüchtlingspolitik der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, stellte klar: „Wir müssen aufhören, über Integration zu reden, sondern endlich handeln!“ Sie selbst sei als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland geflüchtet und wisse, mit welchen Herausforderungen dies verbunden sei, fuhr Papo fort. Sie sagte aber auch, dass ein Mix aus Fördern und Fordern notwendig sei. Weitere Teilnehmer ergänzten ihre persönlichen Erfahrungen aus Beruf und Privatleben und wiesen dabei auf unterschiedliche Probleme hin. Jan Witt, Geschäftsführer der Jan Witt GmbH, fügte seine Erlebnisse aus dem Dachdeckerbetrieb hinzu und sprach den Wohnungsmarkt an: „Die Leute können und wollen richtig arbeiten, aber der Wohnungsmarkt ist unzumutbar.“ Vereinzelt würden Mitarbeiter aus Rumänien zurück in ihre Heimat gehen, da sie in Deutschland auch nach 10 Jahren noch keine vernünftige und leistbare Unterkunft gefunden hätten. Auch auf diesem Feld müsse Deutschland aufholen, um für Migranten attraktiv zu sein.