„In Berlin werden jetzt dicke Bretter gebohrt“

Mit 32,7 % der Erststimmen setzte sich Leif Bodin MdB im Wahlkreis Nordfriesland – Dithmarschen Nord im vergangenen Februar gegen den Kandidaten der SPD durch und lag damit über zehn Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten. Für Bodin bedeutete dies den Wechsel von der Kommunal- in die Bundespolitik – eine Veränderung, die auch für die Mitglieder der Sektion Nordfriesland des Wirtschaftsrats Schleswig-Holstein von großem Interesse war.
Nach der Begrüßung durch Sektionsvorstandsmitglied Thorsten Schulze berichtete Bodin beim Spargelessen im Husumer Ratskeller nicht nur von seinen persönlichen Eindrücken während der ersten Sitzungswochen, sondern informierte die Teilnehmer und Gäste aus Wirtschaft, Forschung und Industrie auch über die großen Herausforderungen der neuen Bundesregierung. „Ist das für alle okay, wenn wir uns duzen?“, fragte der 28-Jährige in die Runde und begegnete so seinen Zuhörern auf Augenhöhe, bevor er mit seinen Ausführungen begann.
Bodin ist ordentliches Mitglied in gleich zwei Ausschüssen: dem Ausschuss für Tourismus sowie jenem für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Im Ausschuss für Verkehr ist er stellvertretendes Mitglied. Die ersten beiden Sitzungswochen bezeichnete er als „positiven Stress“, deren Konstruktivität jedoch darunter gelitten habe, dass die AfD in den Ausschüssen vergleichsweise stark vertreten sei.
Bundesemissionsgesetz, Haushaltsüberarbeitung, Personalabbau und Sondierungsergebnisse waren Themen, die Bodin zu Beginn ansprach. Über allem schwebe „eine andere Sicherheitslage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen“.
Auch das SPD-Manifest, das kurzfristig mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, kam zur Sprache. Dies beunruhige jedoch niemanden, so Bodin: „Dieses Manifest spiegelt nicht die Meinung der SPD-Fraktion wider.“ Vielmehr sei die große Koalition eine „Arbeitsgemeinschaft“; sie sei absolut handlungsfähig und führe zu zielorientierten Diskussionen. „Das sind dicke Bretter, die wir jetzt bohren werden“, fasste Bodin die Aufgaben zusammen, denen sich beide Parteien gemeinsam stellen müssten.
Gäste und Teilnehmer konnten zudem eigene Themen einbringen, denen sich Bodin und sein ebenfalls anwesender Landtagskollege Michel Deckmann MdL mit großem Interesse widmeten. So wurde unter anderem das Rentensystem angesprochen, dem in den Koalitionsverhandlungen keine große Bedeutung beigemessen wurde. „Ich habe den Eindruck, dass auf Bundesebene eine gewisse Ehrlichkeit bei diesem Thema fehlt“, gestand Bodin ein. „Wenn wir darüber nicht sprechen, werden wir in vier oder fünf Jahren ganz anders auf das Thema blicken müssen.“
Ein weiteres Thema war der angespannte Wohnungsmarkt, dem man laut Deckmann mit mehr Tatkraft begegnen müsse: „Wir müssen mehr bauen; die Nachfrage ist größer als das Angebot“, stellte er fest. Des Weiteren diskutierte die Runde über grünen Wasserstoff, die Ernsthaftigkeit beim Klimaschutz sowie fehlende Sicherheit bei kommunaler Projektierung.