Wirtschaftsrat - Glasfaseranschlüsse in Thüringen bis ins Unternehmen forcieren
„Konkrete Empfehlungen und Forderungen lassen sich nur mit entsprechend aktuellem Hintergrundwissen Verfügbarkeit und zukünftigen Bedarfen sowie Regulierung und Förderung aufstellen“, beschreibt Fagus Pauly, stellvertretender Leiter der Thüringer Fachkommission „Internet und Digitale Wirtschaft“ im Wirtschaftsrat Deutschland die Motivation zum Expertengespräch beim Breitbandanbieter Thüringer Netkom GmbH am 18. September 2018 an dessen Weimarer Hauptsitz.
Eine von Gastgeber Karsten Kluge, Geschäftsführer der 1996 gegründeten 100-Prozent-Tochter der Thüringer Energie AG, vorgestellte Schätzung geht für 2025 von einem Breitbandbedarf bei 40,7 Millionen Haushalten und in etwa 300.000 Unternehmen aus. Sämtliche Unternehmen und immerhin ca. 12,1 Millionen Haushalte, so die Schätzung, müssten bis dahin für Anwendungen wie Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Streaming Übertragungsraten von 1 Gbit/s und mehr im Download sowie 600 Mbit/s im Upload zur Verfügung gestellt bekommen. Technisch müsse hierfür ein Glasfaseranschluss bis ins Büro oder in die Wohnung (Fibre to the Home - FTTH) gelegt werden. Hierfür sollten nach seinen Empfehlungen schnellstmöglich Neu- und Ergänzungsanträge für den Breitbandausbau via Glasfaser gestellt werden. Vereinfachung und technischer Ansatz ab 1 Gbit/s sei lobenswert. Allerdings führten fehlende Ausbaukapazitäten zu steigenden Preisen und gefährdeten die Wirtschaftlichkeit. Gleiche Wettbewerbschancen böten sich in einer neu geordneten Förderstrategie „Förderung 2.0“, nach der eigenwirtschaftlicher Netzausbau Vorrang für gefördertem haben sollte, vorangestellte Markterkundungsphasen für eine gesicherte Planung müssten lang genug sein, Aufgreifschwellen bei Bandbreiten dürften nur langsam angehoben werden, um vorher getätigte Investitionen zu schützen.
Unterstützung erhoffe er sich seitens der Politik in der nötigen Anpassung des DigiNetz-Gesetzes. Als Beschleuniger für den Breitbandausbau gedacht, wirkten die Mitverlegungsansprüche gegen regionale Netzbetreiber wie die Netkom und nur zugunsten der überregional agierenden Großanbieter.
Das Glasfasernetz müsse insbesondere in Thüringen mit Priorität weiter ausgebaut werden. Der mobile 5G-Standard allein werde die Versorgungslücken nicht schließen können. Vom Gesetzgeber werde erwartet, dass in zukünftigen gesetzlichen Vorgaben die Diensteanbieterverpflichtung verpflichtend enthalten bleibe ebenso wie ein verpflichtendes Roaming und die Bereitstellung regionaler Frequenzen (3,7 GHz) für in der Region agierende Dienstleister.
Aktuell beschäftigt die Netkom 80 Mitarbeiter und ist zusätzlich zum Onlineservice an fünf Servicestandorten vor Ort in Thüringen für Interessenten und für die etwa 400.00 direkt mit Breitband versorgten Einwohner (2017) erreichbar.