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29.02.2024
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Highlight-Webtalk zur Wohnungskrise mit Lars von Lackum, CEO der LEG Immobilien SE

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Durch immer neue regulatorisch getriebene Initiativen wollen die Europäische Kommission und die amtierende deutsche Bundesregierung die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudebereich forcieren – ungeachtet der aktuellen Marktbedingungen und bereits bestehender Regulierungen. Für den Wirtschaftsrat analysierte Lars von Lackum, Vorstandsvorsitzender der LEG Immobilien SE, die realwirtschaftlichen Folgen dieser Klimaschutzinitiativen und legte ein marktwirtschaftlich basiertes Gegenmodell vor, mit dem es gelingt, Klimaschutz und bezahlbares Wohnen tatsächlich und vor allem nachhaltig zu vereinen.

Lars von Lackum, der zugleich Vorsitzender der Bundesfachkommission Bau, Immobilien, Smart Cities des Wirtschaftsrates ist, forderte einen neuen Klimaschutzfahrplan für den Immobiliensektor. Konkret sprach sich der Vertreter der Wohnungswirtschaft für einen marktwirtschaftlich gebildeten CO2-Preis aus und erteilte damit dem bestehenden Dogma planwirtschaftlicher Ver- und Gebote eine deutliche Absage.

So sei etwa die bis dato starke Fokussierung auf Energieeffizienzklassen nicht nur nicht zielführend, sie sei sogar kontraproduktiv, da sie ineffiziente Investitionen in den Gebäudebestand bewirke, die dann für effizientere Investitionen fehlten. Entscheidend sei, dass CO2-Emissionen vermieden werden. Dies sei mit unterschiedlichsten Technologien kostengünstig umsetzbar, auch in Gebäuden höherer Energieeffizienzklassen. Deshalb müsse die politische Betrachtung unmittelbar weg von der Energieeffizienz gelenkt und hin auf eine Emissionseffizienz fokussiert werden. In der Tat sind Dämmprodukte überwiegend erdölbasiert, und es lässt sich schon heute absehen, dass mit diesen Produkten der Asbest des 21. Jahrhunderts geschaffen wird. Auch das sog. Heizungsgesetz atme einen zu starken Geist eines „Mikromanagements“. Hier wären eine deutlich größere Technologieoffenheit und weniger Festlegung auf die Energieeffizienz zielführender gewesen.

Bezogen auf das Thema Wohnungsbau konstatierte Lars von Lackum, dass in Folge der hohen Regulierungsdichte, explodierender Baukosten und unzureichender Refinanzierung im Neubau aktuell ein negativer Wert entstehe. Die logische Folge sei ein dramatischer Einbruch der Wohnungsbauzahlen. Staatliche Förderung könne den Neubau zwar flankieren, aber sie könne das benötigte Volumen an privatem Kapital nicht ersetzen, unterstrich der Vertreter der Wohnungswirtschaft. Lars von Lackum forderte stattdessen weniger Standards zu Reduzierung der Baukosten und nicht zuletzt eine sinnvolle Flächenplanung. Für ein Plus an Wohnungen reiche die aktuelle „Blümchenpolitik“ innerstädtischen Lückenschließungen nicht, ebenso wenig wie die Umwandlung von Gewerbe- in Wohnraum. Für bezahlbare Wohnungen brauche es Baufelder an den Stadtgrenzen und größere Flächen, etwa ehemals industriell genutzte Großflächen.

Als besonders irritierend empfand Lars von Lackum den Wunsch von SPD und Grünen die Mietenregulierung weiter zu verschärfen. Eine solche Verschärfung werde den Mangel im Neubau und die zögerliche energetische Modernisierung weiter potenzieren. Zielführender, so der Gegenvorschlag, wäre die Zulassung einer Mietpreisflexibilisierung mit einer Subjektförderung für Mieter, die entsprechend bedürftig sind.

Das Fazit: Beim Bauen wie beim Klimaschutz braucht es mehr Realitätssinn. Das abgekoppelte Agieren der Politik von physikalischen, technischen und vor allem marktwirtschaftlichen Gegebenheiten muss beendet werden – damit Wohnen in Deutschland bezahlbar bleibt.

Die komplette Videokonferenz mit Lars von Lackum sehen Sie hier.