Herbstempfang des Landesverbands
Am Abend des 11. Oktober 2021 kamen knapp 170 Mitglieder und Gäste des Wirtschaftsrates Baden-Württembergs zum traditionellen Herbstempfang zusammen, welcher, Dank der großzügigen Unterstützung der Südwestmetall e.V., im Verbandsgebäude LOOK 21 in Stuttgart stattgefunden hat.
Joachim Rudolf, der in der zuvor stattgefundenen Landesmitgliederversammlung erneut als Vorsitzender des Landesverbandes bestätigt wurde, begrüßt die anwesenden Gäste und Referenten. Herr Rudolf äußert ein herzliches Dankeschön an Südwestmetall e.V. und Herrn Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer, für das Sponsoring von Location und Verpflegung des diesjährigen Herbstempfangs.
In seiner Eröffnung betonte er die Erfolge der baden-württembergischen Unternehmen bei der Überwindung der Corona-Krise, doch sprach auch die Probleme der Inflation und hoher Rohstoffpreise an. Die Land- und Bundestagswahlen seien zufriedenstellend verlaufen, vor allem wegen der großen Mehrheit für die Soziale Marktwirtschaft. Er betonte außerdem die Wichtigkeit des Wirtschaftsrates als unternehmerische Stimme für eine vernünftige Wirtschaftspolitik und des Unternehmertums generell für Innovation und Wohlstand.
Mit einem Grußwort wandte sich auch Peer-Michael Dick an die Mitglieder. Er begrüßte den Wirtschaftsrat und freue sich, Veranstaltungen in dieser Größe im LOOK 21 wieder anbieten zu können, mahnte aber auch zur Vorsicht. Auch er verwies auf die anhaltende Krise und wie sich diese auf Südwestmetall e.V. ausgewirkt habe. So erwähnte er, dass kurz nachdem das neue Verbandsgebäude bezogen wurde, sich alle Mitarbeiter im Home Office organisieren mussten. Eine Umstellung, die schnelles Agieren forderte, doch, so Dick, gut geklappt hat. Für den Arbeitgeberverband für Metall- und Elektroindustrie sieht er auch in Zukunft herausfordernde Zeiten.
Herr Dr. Stefan Wolf, Präsident von Gesamtmetall, Vorsitzender des Vorstands der ElringKlinger AG, eröffnet seine Rede mit klaren Worten: „Es geht um nicht weniger als den Erhalt von Arbeitsplätzen und Wohlstand. Die kommende Bundesregierung steht vor immensen Aufgaben.“
Der Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung müsse daher Regelungen vorsehen, die unsere Wirtschaft unterstützen und konsequent stärken, anstatt sie zu belasten. Die Beiträge in der Sozialversicherung müssen daher auch in Zukunft zwingend unter 40 % bleiben, Sozialleistungen dürfen keinesfalls stärker steigen als die Wirtschaftskraft. Vor diesem Hintergrund müsse die Steuerbelastung, zum Erhalt einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft auf einem international vergleichbaren Belastungsniveau liegen. Schon heute habe Deutschland mit die höchsten Unternehmens- und Einkommensteuersätze in Europa und einen Spitzensteuersatz, der viel zu früh greift, so Wolf weiter. Der Solidaritätszuschlag als Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer und Körperschaftsteuer, gehöre vollständig und für alle Steuerzahler abgeschafft, ohne eine gleichzeitige Erhöhung des Spitzensteuersatzes.
Der Präsident von Gesamtmetall spricht auch auch dafür aus, Klimaschutz wirksam zu gestalten. Dabei stellt er heraus, dass es von besonderer Wichtigkeit ist, das Thema global zu denken. Deutschland sei für rund 2% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, wohingegen China, die USA und Indien für etwa die Hälfte des weltweiten CO2-Ausstoßes verantworten. Eine Lösung der Klimakrise müsse demnach über die Grenzen sämtlicher Kontinente hinweg gedacht werden: „Wer zu schnell zu viel will, wird scheitern,“ mahnt Dr. Wolf. Eines müsse auch klar angesprochen werden: Ein Umstieg auf flächendeckende E-Mobilität erfordert eine entsprechende Infrastruktur und Versorgungssicherheit, die derzeit jedoch nicht bereitgestellt werden könne.
Auch im Bereich der Digitalisierung sieht Dr. Stefan Wolf erhebliches Entwicklungspotenzial und fordert eine Digitalisierungsoffensive, die Ämter und Behörden, unsere Schulen und Universitäten fit für die Zukunft mache. Besonders im Bildungssystem brauche es zügig eine digitale Infrastruktur, schnelles Internet und digitale Lehr- und Lernkonzepte an Schulen, Berufs- und Hochschulen, um zeitgemäßen Unterricht zu ermöglichen.
Weitere Erwartungen an die Koalitionsverhandlungen seien die Anpassung des deutschen Arbeitsrechts an EU-Arbeitszeitrichtlinien, die Sicherung flexibler Beschäftigungsinstrumente, die verbesserte Nutzung des Fachkräftepotenzials aus Drittstaaten und die Stärkung der deutschen Innovationskraft.
Herr Hofer benennt als Anlass der Internationalen Bauausstellung das hundertjährige Jubiläum der Wohnsiedlung Weißenhof im Jahre 2027 und weist auf die langfristige Planung, sowie komplexe Fragestellungen hin. Momentan sei man im Prozess der Strukturierung, sodass man derzeit Kooperationspartner für die IBA sucht. Das IBA-Team steht daher im regen Austausch mit Kommunen und Bürgern und betreibt Unterstützungs- und Vernetzungsarbeit. Bisher, so Hofer, wurden 13 IBA-Vorhaben zu Projekten erklärt, auffällig sei dabei, dass ein Großteil dieser Projekte nicht in der Metropolregion verwirklicht werden sollen, sodass eine Verteilung über das gesamte Land gewährleistet ist. Herr Hofer rechnet zusätzlich mit ca. sieben weiteren größeren IBA-Projekten, wobei die gesamte Investitionssumme dabei ca. drei Milliarden Euro betragen wird. Entstehen werden dabei 8000 Wohnungen und 8500 Arbeitsplätze, was einen enormen Schub in der Region verursachen wird. Herr Hofer zeigt sich begeistert von dem Konzept der produktiven Stadt, die eine Durchmischung von Industrie, Landwirtschaft und Wohnen vorsieht. Auch sollen bestehende Flächen verdichtet und intensiviert werden. Durch Corona erhält diese Diskussion laut Herrn Hofer eine ganz neue Dimension. Gebäude seien „Mikrokosmen städtischen Lebens in großer Dynamik und Veränderung“, so dass verschiedene Funktionen in Gebäuden überlagern können, von Coworking-Spaces, Wohnungen über Start-Up-Räume bis hin zu Werkstätten.
Herr Hofer sieht in diesem Punkt großes Potenzial. Bisher seien auch die „Knoten des öffentlichen Verkehrs“ noch keine urbanen Zentren, doch der Geschäftsführer sieht eben darin attraktive Orte, nicht nur des Verkehrs, sondern auch der Lebenswelt, beispielsweise als Wohnort oder Treffpunkt. Exemplarisch werden hier Bahnhöfe angeführt, die bereits attraktive Büros oder Wohnungen beinhalten. So kann eine urbane Verdichtung, praktischeres Arbeiten, Produzieren und Wohnen verwirklicht werden, zudem wird die Mobilität gesteigert.
Auch solle der Neckar wieder mehr als Lebensraum ausgestaltet werden, um dessen Naherholungsqualitäten durch Bürgerinnen und Bürger besser nutzbar machen zu können. Hier will Herr Hofer monofunktionale und ungeliebte Bauten neu erfinden und wieder mehr durchmischen, sodass diese vielfältiger und attraktiver werden können.
Im Anschluss an die Veranstaltung fand ein Get-Together der Mitglieder im Foyer des Verbandsgebäudes statt.