Luxus in Kombination mit Nachhaltigkeit – Funktioniert die neue strategische Ausrichtung der Mercedes-Benz Group AG?
Die Mercedes-Benz Group AG erregte im Jahr 2020 mit der Neuausrichtung ihrer Firmenstrategie aufsehen in der Automobilbranche. So hat sich der Automobilhersteller vorgenommen, die „wertvollste Automobilluxusmarke der Welt“ zu werden und ab 2030 überwiegend elektrische Fahrzeuge zu produzieren. Funktioniert die neue Strategie der Mercedes-Benz Group AG? Welche Auswirkungen hat die neue strategische Ausrichtung auf mittelständische geprägte Zulieferer, auf die Märkte und die Konsumenten?
Diese und weitere wichtige Fragen wurden von Eckart von Klaeden, dem Leiter der Abteilung Politik und Außenbeziehungen der Mercedes-Benz Group AG, bei einem digitalen Morning-Briefing der Sektion Hohenlohe/Schwäbisch-Hall vor rund 50 Teilnehmern erörtert. Nach der Begrüßung durch den Sektionssprecher Johannes Schmalzl berichtete Eckart von Klaeden in einem Impulsvortrag über die neue strategische Ausrichtung des Automobilherstellers.
So setzt Mercedes in seiner neuen Strategie vor allem auf zwei Schwerpunkte. Die Automobilflotte soll bis zum Jahr 2030 elektrifiziert werden und somit nur noch Autos mit batteriebetriebenen Antrieben unter den gegebenen Marktbedingungen in den Verkauf kommen. Gleichzeitig ist das Ziel, die Digitalisierung in dem Unternehmen weiter voranzubringen. Diese Transformation hat natürlich Auswirkungen auf die Belegschaft des Automobilherstellers. Dafür investiert Mercedes 1,3 Mrd. Euro in Weiterqualifizierungsangebote und bietet Umschulungen für ihre Mitarbeiter an, um die negativen Folgen möglichst gering zu halten.
Von Klaeden betont, dass das Unternehmen sich weiterhin neben seiner internationalen Ausrichtung zum Hauptstandort in Baden-Württemberg bekennt, sodass dort der Großteil der Produktion stattfindet. Das hohe Bildungsniveau, das gute Zulieferernetzwerk sowie die Rahmenbedingungen bieten Vorteile für den Standort in Baden-Württemberg. Mit der neuen Strategie wird die Marke im Luxussegment stärker positioniert. So werden die Einstiegs-Modelle nur noch in einer reduzierten Variantenanzahl produziert. Diese neue Ausrichtung findet in Kombination mit einer nachhaltigen Herstellungsweise der Automobile statt. Sie dient zusätzlich dazu, die Kosten der Transformation im Unternehmen zu finanzieren. Das Ziel der Transformation ist die CO2-neutrale Produktion bis zum Jahr 2039 bei der gesamten Automobilflotte. Dazu ist das Unternehmen im engen Austausch mit der Politik, um diese Ziele durchzusetzen.
In der anschließenden Fragerunde kamen weitere interessante Einblicke des Unternehmens durch den Referenten zu Tage. So wird sich durch die neue Strategie das Gebrauchtwagensegment eine Veränderung erfahren. In den drei größten Märkten in Europa, China und den USA sollen bis 2030 batteriebetriebene Fahrzeuge den größten Teil der Verkäufe ausmachen und somit der Verbrennungsmotor bis dahin verdrängt werden. Des Weiteren wird auf die Akzeptanz der Belegschaft zur neuen Strategie eingegangen. Diese ist im Unternehmen vorhanden, sodass es intern wenige Probleme bei der Umsetzung gibt. Die mittelständisch geprägten Zulieferer sind durch die bisherige Produktion auf Verbrennungsmotoren ebenfalls von der Transformation betroffen, die sie vor großen Herausforderungen stellen.
Von Klaeden geht bei den Fragen auch auf die Probleme im Unternehmen ein. So sind aktuell die Produktions- und Energiekosten im Standort Deutschland eine Herausforderung für Mercedes. Außerdem kommen Kosten bei der Transformation durch den Zertifikatshandel von „grünen“ Stahl hinzu. Die neue Positionierung als Luxusmarke soll einen Teil der entstehenden Kosten finanzieren. Die Infrastruktur ist aktuell in Deutschland für die Nutzung von batterie- und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen weniger gut ausgeprägt.
Dafür muss die Bundesregierung Tempo bei deren Ausbau machen. Von Klaeden wünscht sich von der Regierung, dass diese die notwendigen Rahmenbedingungen beim Ausbau der Infrastruktur und der Digitalisierung beschleunigen, damit das Ziel der CO2-neutralen Produktion bis 2039 erreicht werden kann. Die neue Strategie ist somit ein wichtiger Baustein des Unternehmens, damit die Zukunftsfähigkeit der Mercedes AG auf dem Automobilmarkt gesichert werden kann.