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Bericht
28.04.2019
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"Für den Erfolg Europas ist der Zugang zu fremden Märkten entscheidend"

Der Eventhangar der RAUCH Landmaschinenfabrik GmbH am Baden Airpark bot eine tolle Atmosphäre für eine inhaltlich wie personell spannende Veranstaltung: Alexander Graf Lambsdorff MdB, von 2004 bis 2017 Mitglied des Europaparlaments und nun stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, war eingeladen zum Thema „Quo vadis, Europa?“.
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Zunächst jedoch stellte der Gastgeber und Geschäftsführer Hermann Rauch die spannende Firmenhistorie der RAUCH Landmaschinenfabrik GmbH vor: 1921 gegründet, hat sich RAUCH zum Weltmarktführer für Düngerstreuer entwickelt. Mit mittlerweile 365 Mitarbeitern und einem Umsatz von 80 Mio. EUR p.a. werden pro Jahr rund 16.000 Maschinen gefertigt, wovon 65% exportiert werden. RAUCH ist derzeit in 43 Ländern aktiv, den Großteil mit rund 85% macht aber immer noch der europäische Markt aus. „Auch vor diesem Hintergrund ist die Fragestellung nach der zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas für uns besonders interessant“, so Hermann Rauch. Mit der anschließenden Betriebsbesichtigung bekamen die knapp 50 anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer dann den ganz praktischen Einblick in die Montage und Produktion (seit 2009 am Standort Baden-Airpark).

Konrad Walter, Sektionssprecher Baden-Baden/Rastatt, griff in seiner Begrüßung die großen Herausforderungen für Europa – Brexit, Migration, Euro, Handelsstreit – auf. Er machte deutlich: „Die großen Probleme können  von den Einzelnen nicht gelöst werden, aber von der Gemeinschaft“, und hob damit die Bedeutung einer starken Europäischen Union hervor. Zudem sei Europa immer gut auf Kurs gewesen, wenn es von den Deutschland und Frankreich „gezogen“ wurde.


Dieses Bild griff Alexander Graf Lambsdorff auf. Aus seiner Sicht stocke die deutsch-französische Zusammenarbeit derzeit massiv. Es sei ein „historisches Versagen“, dass Bundeskanzlerin Merkel nicht auf Macrons Vorschläge zur Reform der EU bei seiner Rede an der Pariser Sorbonne im September 2017 reagiert habe. Auch auf Macrons Brief an die Bürgerinnen und Bürger der EU vom März 2019 habe die Bundesregierung versäumt, zu antworten. Dies habe Macron, der in seinem Regierungsprogramm intensiv auf die Europäische Union und Zusammenarbeit setzt, innenpolitisch geschwächt. Eine Schwächung Macrons aber könne nicht im deutschen Interesse sein: „Denn was ist die Alternative zu Macron? Sie heißt nicht ‚Macron 2‘, sondern Marine Le Pen,“ betonte Graf Lambsdorff. 

Zum Thema Brexit machte der FDP-Politiker deutlich, dass eine Teilnahme Großbritanniens an der kommenden Europawahl und ein anschließender Brexit das EU-Parlament massiv schwächen würde, schließlich „wählen die BürgerInnen in Europa die Zukunft, und nicht die Vergangenheit!“, so Graf Lambsdorff. Auch habe der Brexit den Blick nach außen verstellt. In der Binnenperspektive überwiege die Sicht auf Krisen, während Europa von außen betrachtet, vor allem für Beitrittskandidaten aus dem Westbalkan, das „Paradies auf Erden“ sei, berichtete er. Er plädierte in dem Zusammenhang auch dafür, die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei endlich zu beenden und stattdessen einen Grundlagenvertrag zu schließen, denn, so führte er weiter aus, „die Türkei bliebt ein wichtiger Partner, mit dem wir allen Schwierigkeiten zum Trotz umgehen müssen“. 
Auch die Themen Sicherheit, europäische Steuerpolitik, Bürokratieabbau und die Rolle der AfD griff Alexander Graf Lambsdorff auf. Abschließend hob er hervor, dass der freie Welthandel zwingende Voraussetzung für ein dynamisches und innovatives Europa sei. Gerade im Hinblick auf das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) seien viele Falschinformationen verbreitet worden („Fake-News von links“). Er schloss mit dem Appell: „Am 26. Mai beantworten Sie die Frage ‚Quo vadis, Europa?‘ jeder Einzelne mit Ihrem Kreuz auf dem Wahlzettel!“