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Bericht
25.01.2021
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Volkswirtschaftlicher Jahresausblick 2021

Das plötzlich auftretende Coronavirus traf die Wirtschaft auf der ganzen Welt hart. Deshalb blicken viele Unternehmerinnen und Unternehmer, trotz der unterstützenden Maßnahmen aus der Politik, mit Sorge in das neue Jahr. Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld tauschten sich die Mitglieder des Wirtschaftsrates daher über die Folgen und Auswirkungen der Coronakrise für die Wirtschaft im Jahr 2021 aus.

Virtuelle Veranstaltung mit Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
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Herr Prof. Feld betonte, dass in vielen gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Bereichen Corona verheerende Auswirkungen hatte, beziehungsweise hat und die jetzige Situation von Unsicherheit geprägt sei. Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass Europa die Krise, im internationalen Vergleich, bisher noch relativ gut überstanden habe. In der Bauwirtschaft herrscht beispielsweise immer noch eine Auftragsauslastung von 95% und das Bruttoinlandsprodukt ist nur um ca. fünf Prozent gesunken. Grund dafür sei vor allem das starke dritte Quartal, das der deutschen Wirtschaft eine Stärkung ermöglichte, wenngleich eine vollständige Erholung durch die zweite Coronawelle verhindert wurde. Die Situationen der Unternehmerinnen und Unternehmer hinge zudem stark von der Strukturierung ihrer Firmen ab. So hätten Einzelhändler mit ausgeprägtem Onlineangebot sogar eine Umsatzsteigerung im Lockdown verbuchen können, während auf Laufkundschaft angewiesene Läden in den Fußgängerzonen und Innenstädten, welche kein digitales Angebot bereitgestellt haben, besonders hart von der Krise und den Öffnungsverboten getroffen werden. Des Weiteren sei im Gastgewerbe zwar mit mehr Umsatzeinbußen gerechnet worden, aber selbst bei „nur“ 36% weniger Einnahmen ist ein Fortbestehen ohne Hilfen kaum möglich.  


Doch deshalb habe die Bundesregierung massiv Geld in Aussicht gestellt. Die verschiedenen liquiditätssteigernden Maßnahmen, wie die Überbrückungshilfen, verhindern daher noch eine Insolvenzwelle. Der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen plädiert dabei für eine branchenspezifischere Verteilung von finanziellen Hilfsmitteln, um den jeweiligen Nöten gerechter zu werden. Lars Feld merkt dabei an, dass sich Deutschland dessen Finanzierung leisten kann, da meistens nicht direkt Kapital ausgeschüttet wird, sondern die in Aussicht gestellten Summen eher als Bürgschaften und Garantien zu sehen sind. Die mit den Hilfen einhergehenden hohen bürokratischen Hürden sorgen auch dafür, dass bisher nur ein Bruchteil der Subventionen abgerufen wurde. Daher ist das tatsächliche Haushaltsdefizit wesentlich geringer als zunächst vermutet. Die Entscheidung der Regierung Steuersenkungen im Frühjahr nicht durchzuführen, hält Prof. Feld für richtig, da diese laut ihm „verpufft“ wären. Die geringe Konjunkturwirkung der Umsatzsteuersenkung begründet er damit, dass diese bei nur elf Prozent der Bevölkerung auch wirklich zur Steigerung des Konsumverhaltens geführt habe. Herr Prof. Feld weist zudem darauf hin, dass die Schuldenquote mit 75% noch deutlich geringer als während der Finanzkrise von 2010 sei, die damals über 82% betrug. Dennoch werde die finanzielle Aufarbeitung der noch anhaltenden Krise schwer. Nicht nur das finanzpolitische Umfeld, sondern auch die demographische Entwicklung macht einen Schuldenabbau nicht leichter. Daher hält Herr Feld eine Schuldenbremse für unverzichtbar und betont dabei die Wichtigkeit der Korrektur öffentlicher Finanzen, sodass der Staat mehr Geld einspart.

Für das Jahr 2021 rechnet Herr Feld mit einer Erholung der Wirtschaft um ca. drei Prozent, solange das verarbeitende Gewerbe so weiterarbeiten kann wie bisher und Lieferketten bestehen bleiben. Eine Insolvenzwelle wird es laut Feld nicht unbedingt geben, Steuersenkungen seien aber zurzeit genauso wenig in Aussicht. Sollte es allerdings zu einer Verschärfung der Infektionslage durch Virusmutationen kommen, könnte dies zu weiteren Problemen führen und eine Erholung der Wirtschaft gefährden. Auf der anderen Seite wiederum könnte eine schnelle Impfkampagne positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben. In diesem Sinne „hängt alles von der Infektionslage ab“, so Prof. Feld. Einen weiteren positiven Schub für die deutsche Wirtschaft erhofft sich Herr Feld von dem neuen Präsidenten der USA, Joe Biden, der die transatlantischen Handelsbeziehungen wieder stärken will. Allgemein gesprochen, sieht Herr Feld die beste Chance stark aus der Krise zu kommen, in der internationalen Kooperation. Dahingehend hebt er hervor, dass krisengebeutelte Länder wie Italien und Spanien besonders unterstützt werden müssen, um eine europäische Schuldenkrise zu vermeiden. Herr Prof. Feld hofft zudem auf möglichst viele geimpfte Personen, um Veranstaltungen, Restaurants oder Innenstädte wieder zu beleben und damit Entlastungen für den Staatshaushalt und die Bürger zu erreichen.

 

Abschließend weist Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Feld darauf hin, dass die Pandemie und ihre Folgen die Volkswirtschaft noch über längere Zeit beschäftigen werden. Das Infektionsgeschehen beeinflusse massiv die wirtschaftliche Lage. In dieser Ausnahmesituation sei es besonders wichtig wirtschaftspolitisch gegenzusteuern, um somit langfristige Herausforderungen zu bewältigen. Die Wirtschaftspolitik sollte daher die Chance ergreifen und Rahmenbedingungen für eine widerstandsfähige und zukunftsorientierte Wirtschaft zu schaffen.