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Bericht
11.04.2023
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Wie lösen wir die Energiekrise?

Steffen Bilger MdB diskutiert in der Sektion Ludwigsburg über die aktuelle Versorgungslage sowie mögliche Lösungsansätze.
©Wirtschaftsrat

Wie kann eine sichere und bezahlbare Energieversorgung für unsere Unternehmen angesichts zahlreicher Herausforderungen gewährleistet werden? Und droht ansonsten die viel zitierte Deindustrialisierung Deutschlands?

Diese und weitere wichtige Fragen wurden von Steffen Bilger MdB, stv. Vorsitzender CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bei einer Abendveranstaltung in der Sektion Ludwigsburg  in vertrauter Atmosphäre vor rund 30 Gästen erörtert. Nach der Begrüßung durch den Sektionssprecher Dr. Peter Wende, berichtete Julia Horn, Geschäftsführerin der Frizlen GmbH & Co. KG, aus erster Hand von den aktuellen Herausforderungen für Unternehmen.

Neben der andauernden wirtschaftlichen und politischen Polykrise, bereitet die Abhängigkeit Deutschlands von anderen Ländern und die Energiepolitik der Bundesregierung für Unmut in unseren Unternehmen. Verschiedene Arten von Energiegewinnung sollten in Erwägung gezogen werden. Deutschland braucht eine Haltung der Technologieoffenheit und eine Förderung von Entwicklung und Forschung im Bereich der erneuerbaren Energien.

In seinem Vortrag prangert Herr Bilger MdB die aktuelle Energiepolitik der Bundesregierung an. Zur Erreichung der Klimaziele müsse über neue Verfahren nachgedacht werden, wie z.B. „Carbon Capture“, bei dem abgeschiedenes CO2 mit verschiedenen technischen Methoden unterirdisch speicherbar ist. Zwar wird in Deutschland an Methoden zur Speicherung und Wandlung von CO2 geforscht, jedoch erschwert der rechtliche Rahmen durch das Kohlendioxid-Speichergesetz (KspG) eine Zulassung auf Bundesebene. Stattdessen gäbe es Pläne, abgeschiedenes CO2 per Schiff oder Pipeline nach Norwegen zu bringen um es dort in alten Erdgasfeldern unter der Nordsee zu speichern. Norwegen ist bei dem Thema „Carbon Capture“ seit Jahren Vorreiter und gilt als glänzendes Vorbild in Sachen gesellschaftlicher Akzeptanz und effizienter Umsetzung. Bislang gelten ähnliche Projekte hierzulande als unvorstellbar.

Mit ihrem Handeln konterkariere die Bundesregierung teils sogar ihr Ansinnen, auf erneuerbare Energien umzustellen. So wollte sie beispielsweise die Förderung vieler Wasserkraftwerke streichen, u.a. weil sie Fischbestände bedrohten, obwohl bereits Schutzeinrichtungen für jene Bestände vorhanden sind. Darüber hinaus stellten sich die Grünen beim Thema Kernenergie quer, wenngleich eine Umfrage zeigt, dass 80% der Bevölkerung für den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken sind. In Baden-Württemberg machen diese immerhin 12% der Stromversorgung aus. Wenn man sie abschaltet, müsste man mehr Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus Polen beziehen, was zu einer Preissteigerung von bis zu 14% beim Strom führen könnte. Die Union fordert deshalb ein Rückbaumoratorium, um eine mögliche Wiederinbetriebnahme gewährleisten zu können.

Bezahlbare Energiepreise und eine sichere Energieversorgung sind essenziell für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. Indes schaden die jetzt schon hohen Energiepreise, dem Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, was auch an der dürftigen Versorgung aus erneuerbaren Energien liegt. Dabei hätte Baden-Württemberg die Möglichkeit grünen Strom aus dem Norden Deutschlands durch SuedLink zu erhalten. SuedLink ist ein geplanter Korridor zum Bau von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen, der über eine Strecke von rund 700 Kilometern vorrangig die im Norden der Bundesrepublik aus Windkraft gewonnene elektrische Energie nach Süddeutschland transportieren soll. Da hier allerdings der Ausbau nur schleppend vorangeht, läuft Baden-Württemberg Gefahr, auch in Zukunft nicht ausreichend mit günstigem Strom versorgt zu werden.

Zudem fordert Herr Bilger ein vermehrtes europäisches Denken in Sachen Energiesicherheit. So sollte es eine ausgeweitete Forschung zu grünem Wasserstoff geben und eine europäische Wasserstoffproduktion forciert werden, um Abhängigkeiten innerhalb Deutschlands und der Europäischen Union zu vermindern.

2023-04-04 Bilger Ludwigsburg(2)

Im Zusammenhang der Energiesicherheit wurde auch das Thema Fracking kontrovers diskutiert. Dieses ist in Deutschland äußerst unbeliebt – jedoch müsse man bedenken, dass Deutschland u.a. Fracking-Gas aus Katar beziehe, und das bis 2041. Dieses werde mit teilweise schlechteren und umweltschädlicheren Methoden gewonnen, weshalb Fracking in Deutschland nicht völlig ausgeschlossen werden sollte. Dabei sollte man das Augenmerk auf eigene Reserven, die sich vor allem in Niedersachsen befinden, legen.

Zudem bestehe die Auffassung, dass die aktuelle Energiepolitik der Bundesregierung in manchen Bereichen Verbesserungspotenzial aufweist. Herr Bilger MdB zeigte auf, dass Verträge von Gaslieferungen aus den Niederlanden nur dann Bestand hätten, wenn die Niederlande ihre Gasreserven nicht selbst benötigten. Bei Eigenbedarf der Niederlande hätten diese Verträge keine Gültigkeit für Deutschland.

Auch in der anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, dass Deutschland eine sichere und günstige Energieversorgung benötigt. Schon jetzt schwindet der Standortvorteil Deutschland zunehmend durch die anhaltende Verschlechterung der Umstände in Politik und Wirtschaft. Dabei besteht Verbesserungsbedarf der aktuellen Maßnahmen und ein Überdenken von neuen Handlungen und Denkmustern. Der Inflation Reduction Act (IRA) spielt hierbei eine zunehmende Rolle, da Unternehmen gezielt den Europäischen Markt für bessere Bedingen verlassen. Die Abwanderung der Unternehmen und die aktuell schwierige Wirtschaftliche Lage für Deutschland, die Herr Bilger MdB aufgezeigt hat, müssen durch gezielte Maßnahmen gedämpft und verhindert werden.