Cookie-Einstellungen

Bericht
27.04.2023
Drucken

„Das Einzige was wir in Deutschland bauen, sind Luftschlösser!“

Wirtschaftsrat-Chefvolkswirt Simon Steinbrück zu Gast in Bremen
©None

Die Dialogveranstaltung des Wirtschaftsrates Bremen mit dem Ökonom und Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung des Wirtschaftsrates, Simon Steinbrück, stand unter dem Motto „Zwischen Energiekrise und Stagflation – Wie widerstandsfähig ist die deutsche Wirtschaft?“.

Steinbrück bezeichnete die zurzeit andauernden Herausforderungen der Sicherheits- Wirtschafts- und Energiekrise als eine Zeitenwende. „Im Hinblick auf die Inflationsbekämpfung steckt Deutschland derzeit in einer Dynamik voller Fehlentscheidungen. Etwa 9 von 10 Automobilproduzenten beklagen sich über die sinkende Wettbewerbsfähig unseres Landes. Die Chemie- und Keramikindustrie wandern bereits schrittweise aus Deutschland ab. Die derzeitigen Preise von Strom und Gas verstärken diesen Effekt der industriellen Abwanderung. Es fehlt unserem Land eine Energiestrategie für die kommenden Jahrzehnte, damit die benötigte Planungssicherheit für die Unternehmen gewährleistet wird. Der im Land vorhandene Fachkräftemangel und die ansteigende Steuerbelastung begünstigen die bereits beschriebenen Entwicklungen“, kritisierte der Volkswirt.

Er erläuterte im weiteren Verlauf seines Vortrages die klimapolitischen Auswirkungen der Energiediskussion in Deutschland. „Der Ausstieg aus der Kernenergie war ein schwerer Fehler und ist ausschließlich an einer fehlerbehafteten Diskussionskultur gescheitert. Eine weiterreichende Erforschung der Atomenergie hätte uns eine weniger gefahrenbehaftete sowie günstige Energieproduktion beschert. Klimaschutz und Versorgungssicherheit lassen sich ausschließlich mit der Kernenergie kombinieren. Diese einfache Gleichung zeigt uns auch die EU-Klimabilanz auf, auf der Deutschland einen weit abgeschlagenen Platz einnimmt. Die gesamte Klimafrage ist in Deutschland eine ausschließlich von Ideologen gelenkte Debatte“, so Steinbrück.

Abschließend äußerte sich Simon Steinbrück zu den fiskalpolitischen Notlagen. „Es wird immer mehr von Kapitalismus gesprochen und viel zu wenig von Marktwirtschaft. Zudem sind die konservativen Parteien in Europa immer mehr in die Mitte gerückt bzw. haben sich in weiten Teilen wirtschaftspolitisch entkernt. Die Schuldentragfähigkeit vieler Länder schwindet, da durch einen langanhaltenden Niedrigzins immer mehr Staatsanleihen emittiert wurden. Wir müssen endlich zu mehr Haushaltsdisziplin in den einzelnen Ländern der Welt zurückfinden, damit uns der Kampf gegen die Inflation gelingen kann. Unser langfristiges Ziel müssen gesunde Staatsfinanzen und der Abbau der Staatsverschuldungen sein. Die Zukunft sieht düster aus, wenn wir diese politische Themenvielfalt nicht akribisch angehen.“, erklärt der Volkswirt.