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Bericht
25.01.2022
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Ökonomischer Jahresausblick: Was Hamburgs Wirtschaft 2022 zu erwarten hat

Online-Talk

HWWI-Chef Dr. Dirck Süß mit einer Prognose zur Wirtschaftsentwicklung im neuen Jahr
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Für das Jahr 2022 rechnete Dr. Süß mit einem Wachstum von 3,5 Prozent. Zwar hätten die Omikron-Welle sowie die Material- und Lieferprobleme den Erholungsprozess der deutschen Wirtschaft zuletzt wieder etwas ausgebremst, das Vorpandemieniveau werde wahrscheinlich  dennoch zur Jahresmitte erreicht.

Hoffnung machte er auf ein baldiges sinken der Inflationsrate. Die hohen Verbraucherpreise seien auf Basis- und Sonderfaktoren wie die Wiederanhebung der reduzierten Mehrwertsteuer, die Einführung der CO2-Abgabe, die stark erhöhten Energie- und Rohstoffpreise sowie Material- und Lieferengpässe zurückzuführen. „Wir rechnen damit, dass diese Effekte im Jahresverlauf an Bedeutung verlieren und es an den Märkten, an denen es bisher zu Überhitzung gekommen ist, auch wieder zu einer Normalisierung kommen wird“, so Dr. Süß.

Den Anstieg der Rohstoffpreise führte er mit Hilfe des HWWI-Rohstoffpreisindex anschaulich vor Augen, der im letzten Jahr um mehr als 70 Prozent gestiegen ist und im Oktober das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2011 übertraf. Anschließend identifizierte er drei Preistreiber: Zum einen spüre man immer noch die Nachwirkungen des globalen Lockdowns aus dem Frühjahr 2020, der dazu geführt habe, dass die Rohstoffpreise durch die fehlende Nachfrage der weitestgehend stillstehenden Industrie einbrachen. Insbesondere auf den Rohölmärkten hätten die niedrigen Preise zur künstlichen Verknappung des Angebots geführt, das nur langsam wieder an die mittlerweile gestiegene Nachfrage angepasst werde. Zum anderen hätten die Lockdownmaßnahmen zu Störungen in den globalen Lieferketten geführt. Insbesondere der internationale Seetransport sei nachhaltig beeinträchtigt worden, was sich unter anderem in den enorm gestiegenen Frachtraten widerspiegle. Der Nachfrageanstieg nach Rohstoffen und Gütern habe dann wegen der geschwächten Umschlagkapazitäten in den Häfen und der knappen Containerverfügbarkeit nicht bewältigt werden können. Die Blockade des Suezkanals habe ihr übriges getan. Und schließlich müsse China vermehrt Erdgas und Kohle auf dem Weltmarkt zukaufen, da das heimische Angebot an Energierohstoffen stark eingeschränkt sei.

Das HWWI rechne damit, dass die Entwicklung der Rohstoffpreise weiterhin von der Coronapandemie und ihren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft abhängt. Die Entwicklung auf dem Rohölmarkt werde zudem durch die Reaktion der OPEC sowie der US-Amerikanischen Rohölproduzenten mitbestimmt. Aufgrund der hohen Rohölpreise im Jahr 2021 sei aber davon auszugehen, dass das Angebot im Jahr 2022 wieder ausgeweitet werde. Die Preise für Industrierohstoffe würden zusätzlich durch das Verhalten der Marktmacht China geprägt.

Abschließend bot sich den zugeschalteten Mitgliedern noch die Gelegenheit, mit Dr. Süß über die wirtschaftliche Entwicklung zu diskutieren, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.