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Bericht
20.02.2022
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Aus den Ländern (Hamburg): Wohnungsbau und Stadtentwicklung als Wachstumsfaktoren für Hamburg

Online-Talk

Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt über die Zukunft des Bauens in Hamburg
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In zehn Jahren "Bündnis für das Wohnen" mit zunächst 6.000 und dann 10.000 Wohnungen mit Baugenehmigung pro Jahr, davon 3.000 öffentlich gefördert, ist es Hamburg gelungen, das Neubauvolumen deutlich anzuheben. Die Hoffnung, dass die Mieten aufgrund des erhöhten Wohnungsangebots in einem erträglichen Rahmen bleiben würden, hat sich noch nicht erfüllt. Hinzu kommen die angespannte Lage im Baugewerbe mit Rohstoffknappheit und Lieferengpässen und die kürzlich beschlossene Erhöhung der Grunderwerbsteuer, die weitere Hemmnisse für den Wohnungsbau schaffen. Vor diesem Hintergrund sprach Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen im Online-Talk des Wirtschaftsrates Hamburg.

 

Die Senatorin stellte zunächst die Wohnungsbaubilanz der letzten zehn Jahre im Bündnis für das Wohnen in den Mittelpunkt. Man habe in dieser Zeit den Bau von über 117.000 neuen Wohnungen genehmigt, von denen bisher fast 80.000 fertiggestellt seien. Da der Wohnungsmarkt trotz dieses Angebots immer noch angespannt sei, sei es weiterhin Senatsziel, die Anzahl der geförderten Sozialwohnungen schrittweise zu steigern. Der Mietenspiegel Ende 2021 habe die Hoffnung, dass die Mieten aufgrund des gestiegenen Angebots in einem verträglichen Rahmen bleiben würden, zunichte gemacht: „Wir hatten in den vergangenen Jahren bis 2019 einen leichten Rückgang des ständigen Anstiegs der durchschnittlichen Mieten und sind dann in den zwei Jahren von 2019 auf 2021 mit 7,3 Prozent Steigerung konfrontiert worden.“ Das sei unter anderem auf die gestiegene Zahl von Neuvertragsmieten und den großen Bestand von Bauten der Jahre 1948 bis 1960 zurückzuführen, von denen viele modernisiert worden seien. Dorothee Stapelfeldt zeigte sich dennoch zufrieden und konstatierte: „Im nationalen wie internationalen Vergleich stehen wir aber immer noch gut da und das bei einem Wohnungsleerstand, der mit 0,5 Prozent rekordverdächtig niedrig ist.“

Auch müsse man mit der Bevölkerungsentwicklung mithalten. Das Statistikamt Nord rechne bis 2035 mit einem Anstieg der Einwohnerzahl auf zwei Millionen Menschen. Dieser gehe einher mit einem Zuwachs von 73.000 Haushalten bei steigendem Anteil von Einpersonenhaushalten. „Wenn wir im Sinne von Hamburg denken, dann ist es auch wichtig, dass wir für diejenigen, die wir als Fachkräfte von außen brauchen, ein angemessenes Angebot an Wohnungen anbieten“, stellte die Senatorin fest. Forderungen des Klimabeirates und der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ erteilte sie eine klare Absage: „Eine ganze Reihe der Stadtentwicklungsprojekten können Sie sich dann sofort wegdenken. Und zwar auch solche, die vom Städtebau her, von der Ökologie her und von der Nachhaltigkeit her in die Zukunft gerichtet sind. Das halte ich für absolut falsch.“

Als Grundlage für Hamburgs Wachstum dienten die großen Stadtentwicklungsvorhaben. Exemplarisch nannte sie die Neue Mitte Altona, Oberbillwerder, östliche Hafencity und den Grasbrook. Auf dem Grasbrook gehe es nicht nur um 3000 Wohnungen, sondern auch um die Schaffung von innovativen Arbeitsplätzen. Billbrook solle als zweitgrößtes Industriegebiet der Stadt auch in dieser Dimension erhalten bleiben. „Es ist ganz wichtig, dass es uns gelingt, Wohnen und Arbeiten in der Stadt dicht beieinander zu haben“, erklärte sie. Das sei auch ein großes Thema beim Entwicklungsprojekt in Wilhelmsburg, wo man hoffe, das Elbinselquartier, das Rathausquartier und das Spreehafenviertel mit 4800 Wohnungen realisieren zu können.

Trotz der starken Bautätigkeit habe Hamburg nach wie vor den größten Grünflächenanteil aller vergleichbaren deutschen Städte. Für den Erhalt der Lebensqualität schaffe man überall neue Freiräume und Grünflächen, Priorität habe aber die Innenentwicklung und eine höhere bauliche Dichte und da könne Hamburg noch mehr tun: „Ich finde, wir können über Drei- und Viergeschossigkeit oder ein viertes Staffelgeschoss immer noch ein bisschen mehr machen, ohne die Qualität des Zusammenlebens zu gefährden“, so die Senatorin.

Im Weiteren kündigte Dr. Stapelfeldt die Fortschreibung des Hamburger Klimaplans zur Umsetzung der neuen Klimaziele des Bundes und einen Masterplan zur Entwicklung der Magistralen an.