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Bericht
06.12.2022
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80 Jahre Freiburger Denkschrift – 80 Jahre (christliche) Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft

Das Unternehmernetzwerk Familienunternehmen und Mittelstand im Gespräch mit Hans-Jörg Naumer, Leiter Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors, und Prof. em. Dr. Werner Plumpe, Wirtschaftshistoriker, über die Freiburger Denkschrift und die Wurzeln der sozialen Marktwirtschaft.

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Vor 80 Jahren, genau vom 17. bis 19. November 1942, fand in Freiburg die erste Geheimtagung des sogenannten Freiburger-Kreises statt. Dieser Kreis konstituierte sich auf Anregung von Dietrich Bonhoeffer, um die Grundlagen für eine Nachkriegs-Wirtschaftsordnung für Deutschland zu diskutieren. Die Anlage 4 zur Wirtschafts- und Sozialordnung der daraus entstehenden Freiburger Denkschrift sollte später als Blaupause für die „Soziale Marktwirtschaft“ gelten.

Zu Beginn erinnert Prof. em. Dr. Werner Plumpe daran, dass sich der Freiburger Kreis als explizit christliche Runde verstand. Die Mehrzahl seiner Teilnehmer gehörte zum Kreis der Bekennenden Kirche, in der sie sich stark engagierten. Die Freiburger Ökonomen sahen, so Plumpe, in der Wirtschaft jedenfalls keinen Selbstzweck, distanzierten sich scharf von jeder Form des Materialismus, und hatten eine genaue Vorstellung von der dienenden Funktion der Wirtschaft, die diese aber nur ausüben könne, wenn bestimmte Prinzipien bzw. Grundsätze eingehalten würden. Zu diesen Grundsätzen gehörten besonders Wettbewerb und Preisstabilität. Wettbewerb wurde dabei auch als ein ethisches Gebot gesehen, das weit über Fragen der Preisbildung und Gütererstellung hinausreiche und eine Machtzusammenballung verhindere.

Daran anknüpfend betonte Dr. Hans-Jörg Naumer die Bedeutung des Privateigentums als eine Säule der Sozialen Marktwirtschaft. Privateigentum garantiere die Souveränität des Bürgers und müsse, im Sinne einer gerechten Teilhabe, durch eine gezielte Politik der Vermögensbildung gefördert werden. Naumer erinnerte daran, dass Deutschland im internationalen Vergleich als eine der größten Industrienationen beim Pro-Kopf-Geldvermögen auf Platz 19 liege, und auch beim Wohneigentum im europäischen Vergleich auf den vorletzten Platz komme. Weniger als 50% der Haushalte wohnten, so Naumer, in ihren eigenen vier Wänden. Ansätze zur Förderung der Vermögensbildung sieht er besonders in der Stärkung des Wohneigentums, bei der Förderung der Kapitalbeteiligung und der finanziellen Bildung. Wenn es der Regierung darum, gehe pro Jahr 400.000 Wohnungen zu schaffen, wäre das auch eine Chance für 400.000 neue Wohneigentümer. Z.B. der sogenannte Mietkauf böte eine Chance dafür. Auch die zumindest teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rentenversicherung wäre ein wichtiger Schritt. Naumer ging dabei mit der geplanten „Aktienrente“ kritisch ins Gericht. Diese sei in ihrer Ausgestaltung nur ein auf Pump finanzierter, staatlicher Hedgefonds. Besser wäre es, den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu ermöglichen einen Teil ihres Rentenbeitrags in Eigenvorsorge anzusparen, wie es auch der ursprüngliche Plan für die Aktienrente gewesen sei.

„Die Beiträge und Diskussionen mit den Teilnehmern haben gezeigt, wie wichtig und aktuell die Freiburger Denkschrift als Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft auch heute noch ist,“ fasst Erhard Seeger, Sprecher des Unternehmernetzwerks Familienunternehmen und Mittelstand die Veranstaltung zusammen.