Bericht
11.07.2025
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Abfallwirtschaft im Wandel: Landkreis Groß-Gerau zeigt moderne Lösungen für Kreislaufwirtschaft

Einblicke in aktuelle Entwicklungen der kommunalen Abfallwirtschaft und nachhaltige Energienutzung beim Besuch der AWS in Büttelborn.
©Wirtschaftsrat Hessen

Bei einem Besuch der Sektion Groß-Gerau auf dem Hof der AWS Abfall-Wirtschafts-Service GmbH in Büttelborn wurde deutlich, wie umfassend der Landkreis Groß-Gerau die Herausforderungen einer modernen Kreislaufwirtschaft annimmt. Landrat Thomas Will machte zu Beginn klar, dass Müllentsorgung zu den originären Aufgaben des Kreises gehört. Als Aufsicht über die AWS stehe der Landkreis in der Verantwortung, effiziente und zugleich zukunftsfähige Strukturen zu gewährleisten.

Stefan Metzger und Jens Tollkühn, Geschäftsführer der 100-prozentigen Riedwerke-Tochter AWS, erläuterten die Rolle des Unternehmens im komplexen Gefüge der Abfallentsorgung. Während die Kommunen für die Sammlung des Mülls verantwortlich sind, übernimmt der Zweckverband AWS die fachgerechte Entsorgung. Herzstück des Betriebs ist die Deponie in Büttelborn, die bereits seit 1991 in Betrieb ist und noch bis Ende 2030 genutzt werden kann. Rund um die AWS haben sich im Laufe der Zeit auch weitere Unternehmen angesiedelt, welche von den infrastrukturellen Synergien vor Ort profitieren.

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Die Entwicklungen in der Abfallwirtschaft machen jedoch auch vor Herausforderungen nicht halt: Aufgrund der zunehmenden Menge an Elektrogeräten hat die Brandlast auf den Wertstoffhöfen deutlich zugenommen. Auch der Wertstoffhof in Büttelborn war davon betroffen: In den vergangenen Jahren kam es dort gleich mehrfach zu Bränden, zuletzt im Mai 2025 waren 15 Tonnen Sperrmüll in Brand geraten. Um dieser Entwicklung zu begegnen, wurde die Novellierung der Vorschriften für Elektroschrott angestoßen. Im Zuge dessen wurde das sogenannte Thekenmodell eingeführt, das eine differenzierte Trennung von Geräten mit oder ohne herausnehmbaren Batterien oder Stecker vorsieht und somit für mehr Sicherheit und eine bessere Sortierung auf den Höfen sorgt. Ein weiteres Sorgenkind ist derzeit der Altkleidermarkt: Sinkende Qualität der Textilien und eine Vielzahl an Fremdstoffen erschweren die Weiterverwertung zunehmend.

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Ein zukunftsweisendes Projekt stellte die Geschäftsführung im Detail vor: Der Neubau der Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlage, die sich aktuell in der Bauphase befindet. Nach Fertigstellung wird die Anlage jährlich rund 35.000 Tonnen Bioabfälle verarbeiten und daraus nicht nur 10.000 Tonnen hochwertigen Kompost für die Landwirtschaft gewinnen, sondern auch 1,9 Millionen Kubikmeter Biogas erzeugen. Daraus entstehen etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom, die maßgeblich zur Versorgung des Landkreises beitragen werden. „Mit der neuen Anlage schaffen wir einen echten Mehrwert für die Region – ökologisch wie ökonomisch“, unterstrich Geschäftsführer Stefan Metzger. Der offizielle Start der Anlage ist zum 1. Januar 2026 vorgesehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekamen bei einer Rundfahrt um die Deponie und einem Rundgang durch die Baustelle der Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlage einen anschaulichen Eindruck von der praktischen Umsetzung moderner Kreislaufwirtschaft.