Afrika als Partner – wirtschaftliche Chancen für Hessen

Beim Gießener Unternehmerfrühstück stand die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Hessen und afrikanischen Ländern im Mittelpunkt. Besonders Nigeria rückte dabei in den Fokus, denn mit seiner jungen, wachsenden Bevölkerung und einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent pro Jahr bietet das Land interessante Chancen für hessische Unternehmen.
Dr. Matthias Leder, Hauptgeschäftsführer der IHK Gießen-Friedberg, berichtete von seinen langjährigen Erfahrungen mit Projekten auf dem afrikanischen Kontinent. „Jeder Regen fängt mit einem Regentropfen an“, betonte er und machte damit deutlich, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit Zeit und Geduld erfordert. Nigeria sei nicht nur das bevölkerungsreichste Land Afrikas, sondern auch einer der dynamischsten Märkte. Trotz enger Kontakte der IHK Gießen-Friedberg nach Nigeria sei der Austausch mit afrikanischen Ländern insgesamt noch ausbaufähig.
Ein zentrales Thema war die Fachkräftemigration: In Hessen fehlt es an qualifizierten Arbeitskräften in Branchen wie Logistik, Gastronomie, IT und Pflege. Deutsche Unternehmen wären bereit zu investieren, aber auch Nigeria zeigt großes Interesse an einer Zusammenarbeit und ist bereit, selbst finanzielle Mittel in Ausbildungsprogramme zu stecken. Ein vielversprechender Ansatz ist die Ausbildung nigerianischer Fachkräfte in Deutschland, mit der Option, entweder hier zu bleiben oder in ihre Heimat zurückzukehren.
Ein großes Hindernis bleibt jedoch das deutsche Visumverfahren. Trotz 40.000 vorliegender Arbeitsverträge verzögert sich der Arbeitsantritt oft um bis zu neun Monate durch die nur langsame Erteilung von Visen. „Das Potenzial geht verloren, während andere Staaten wie Kanada und Neuseeland aufgrund klarer Kriterienkataloge an uns vorbeiziehen“, wurde in der Diskussion angemerkt. Die hohen Einstiegshürden für ausländische Fachkräfte in Deutschland verschärfen zudem das Problem noch. Hier müsse nachgebessert werden, um die Attraktivität des Standorts Deutschland zu sichern.
Neben der Fachkräftegewinnung gibt es weitere wirtschaftliche Chancen in Nigeria, insbesondere im Veranstaltungsbereich finden sich viele Möglichkeiten für hessische Unternehmen. Während große Events wie Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern mit bis zu 2.000 Gästen in Nigeria immer beliebter werden, fehlt es an geeigneten Locations. Auch der Finanzsektor zeigt Interesse an Innovationen: Derzeit beraten deutsche Banken Nigeria, um ein System für Kleinkredite nach dem Vorbild deutscher Sparkassen aufzubauen.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika langfristiges Engagement erfordert. Der Weg sei nicht einfach, doch es lohne sich, dranzubleiben. Denn einig waren sich alle Teilnehmer: Afrika bietet weit mehr als nur Herausforderungen – es ist ein Markt mit enormem Potenzial.