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Bericht
18.03.2025
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Michael Boddenberg MdL, Finanzminister a.D. über eine Banken- und Kapitalmarktunion

„Es kann nicht sein, dass Deutschland für Banken anderer Staaten geradestehen muss“, so Michael Boddenberg MdL bei einer Veranstaltung mit weiteren Experten.
©Wirtschaftsrat Hessen


Die Zusammenkunft der Sektion Offenbach und des Netzwerkes Finanzplatz Frankfurt zum Thema „Die Banken- & Kapitalmarktunion: Motor oder Bremse für den Mittelstand?“ brachte hochkarätige Vertreter aus Politik und Wirtschaft an einen Tisch. Im Fokus standen die Auswirkungen einer stärkeren europäischen Finanzintegration auf den deutschen Mittelstand und die Rolle regionaler Banken in einem zunehmend regulierten Markt.

Michael Boddenberg MdL, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und ehemaliger hessischer Finanzminister, betonte, dass die Bankenunion zwar seit Jahren diskutiert werde, jedoch bis heute nicht vollständig umgesetzt sei. „Es kann aber auch nicht sein, dass Deutschland für Banken anderer Staaten geradestehen muss, wenn diese in Schieflage geraten“, kritisierte er zudem die geplante Bankenunion. Gleichzeitig betonte er, dass eine gut umgesetzte Bankenunion gerade für deutsche Großbanken ein wichtiges Ziel sei. Dabei müsse jedoch darauf geachtet werden, dass bewährte Systeme wie die deutsche Einlagensicherung nicht geopfert würden.

Frank Schuffelen, CEO der ANWR Group, stellte heraus, dass der Mittelstand eine stabile Bankenlandschaft benötige, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig gebe es in Deutschland eine tief verwurzelte Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt. „Der Mittelstand lässt sich nicht gern in die Karten blicken“, so Schuffelen. Eine übermäßige Regulierung im Zuge der Kapitalmarktunion könne daher dazu führen, dass mittelständische Unternehmen gezwungen würden, sich stärker dem Kapitalmarkt zu öffnen – eine Entwicklung, die viele kritisch sähen.

Wolfgang Zolper, Vorstandsmitglied der Sparkasse Langen-Seligenstadt, verwies auf die bestehende Stabilität des deutschen Kreditwesens. Während große Unternehmen andere Finanzierungsstrukturen benötigten, sei der Mittelstand traditionell gut über Bankkredite versorgt. „Wir brauchen enorme Kapitalmengen, aber in Deutschland funktioniert das Kreditwesen. Wir müssen nicht den Mittelstand dazu zwingen, sich dem Kapitalmarkt zu öffnen, wenn er das gar nicht will“, so Zolper. Auch er sprach sich gegen eine Vergemeinschaftung von Bankenrisiken innerhalb der EU aus und bezeichnete die Bankenunion als „den größten Quatsch, den ich je gehört habe“.

Die Diskussion machte deutlich, dass die Kapitalmarktunion in Deutschland ambivalent betrachtet wird. Einerseits besteht die Notwendigkeit, große Banken international wettbewerbsfähiger aufzustellen, andererseits darf der Mittelstand nicht durch regulatorische Maßnahmen unter Druck geraten. Einigkeit herrschte darüber, dass Deutschland Schritte in Richtung einer stärkeren Kapitalmarktintegration unternehmen müsse – allerdings mit Bedacht und im Sinne der mittelständischen Unternehmen. „Wir müssen endlich nach vorne gehen, auch wenn es erst einmal nur kleine Schritte sind“, resümierte Boddenberg.