"Unternehmerisches Denken - ein Bildungsthema!"
Die Nachfrage junger Menschen danach, klassische Ausbildungsberufe zu erlernen, sinkt seit Jahren. Dabei ist ihre Funktion für zahlreiche Familienunternehmen im hessischen Mittelstand zentral. Wie können wir das Ansehen der Berufsausbildung stärken? Und welche Rolle spielen die Schulen dabei? Diese Fragen wurden beim Kamingespräch der Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge mit Christoph Degen MdL, und Bildungspolitischer Sprecher der hessischen SPD-Landtagsfraktion, diskutiert.
Das Thema „Nachfolge“ beschäftigt viele Familienunternehmen in Hessen. Voraussetzung dafür ist oft eine betriebsnahe Ausbildung. Aufgrund der wachsenden Orientierung junger Menschen an universitären Abschlüssen, verlieren klassische Ausbildungsberufe allerdings seit Jahren Interessenten.
Die Frage, wie das Prestigeproblem von Ausbildungsberufen umgekehrt werden kann, stellten sich Oliver Degen, MdL, und Mitglieder des Wirtschaftsrates Hessen. Einig sind sich die Gesprächspartner darin, dass beruflicher Ehrgeiz nicht zwangsweise in einer akademischen Laufbahn münden müsse. Schüler sollten verstehen, dass das Interesse an einem Ausbildungsberuf keine Abwertung bedeute, sondern im Gegenteil große Möglichkeiten böte. Die Annahme der Perspektivlosigkeit soll in zielgerichteter bildungspolitischer Arbeit in den Schulen wiederlegt werden. Dafür sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen sinnvoll, um mehr Praxisnähe zu schaffen. Oliver Degen führt aus: „Es ist nicht so, dass Ausbildungsberufe für junge Leute grundsätzlich uninteressant sind. Oft werden diese jedoch als perspektiv- und anspruchslos empfunden. Im gymnasialen Umfeld mangelt es zudem häufig an Berührungspunkten mit Unternehmen, da diese immer noch primär auf einen Universitätsbesuch vorbereiten. Aus unserer Sicht muss sich darin etwas ändern“.
Mit dem Ziel, der Abkehr der jungen Generationen von klassischen Ausbildungsberufen entgegenzuwirken, wurden mehrere Lösungsansätze besprochen. Sie legen einen Fokus auf Aufklärung und praktische Zusammenarbeit zwischen Schulen, Betrieben und Berufsschulen. Nicht nur Haupt- und Realschüler, sondern auch Gymnasiasten müssten über die Vorzüge einer Ausbildung aufgeklärt werden – gerne auch spielerisch und angepasst an den Jahrgang. Schulen dürften keine Vorurteile über die unterschiedlichen Ausbildungswege schüren. Fleiß und Durchhaltevermögen seien Eigenschaften, die besonders in nicht-akademisierten Berufsbildern geschätzt würden.