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Bericht
20.10.2022
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Fachkräftemangel in Hessen und dem Odenwaldkreis

Die Sektion Odenwald lud zum Gespräch mit Politik und Wirtschaft über den Fachkräftemangel sowie den damit verbundenen Herausforderungen im ländlichen, aber auch im urbanen Raum.

©Symbolbild | Wirtschaftsrat Hessen

Die Sicherung von Fachkräften ist bundesweit essenziell für die Aufrechterhaltung von Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere durch den demografischen Wandel wird sich das Problem des Fachkräftemangels in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken. Laut der DIHK-Konjunkturumfrage 2022 sehen 61% der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als eine der größten Gefahren für ihre Geschäftsentwicklung an.

Auch in Hessen und dem Odenwaldkreis ist das Thema omnipräsent. Besonders betroffene Branchen sind die Pflege-und Kinderbetreuung, der Industriesektor sowie das Baugewerbe.

Gemeinsam mit der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der hessischen CDU-Landtagsfraktion, Sabine Bächle-Scholz, und Andreas Falk, Geschäftsführender Gesellschafter der FK Logistik Spezialtransporte & Betriebsumzüge GmbH & Co. KG, haben die Mitglieder der Sektion Odenwald sowie der Netzwerke Arbeit 4.0 und Familienunternehmen & Mittelstand über die Chancen und Herausforderungen bei diesem Thema diskutiert.

Die CDU-Politikerin Sabine Bächle-Scholz sieht hier noch viele Themen, die sowohl auf politischer Ebene als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu klären sind. In Gesprächen mit Handwerks- und Ausbildungsbetrieben wird immer noch deutlich, dass Jugendliche das Studium als den sicheren Weg für die Zukunft sehen. Auch Andreas Falk kann dieser Einschätzung aus eigenen Erfahrungen nur zustimmen. Beide sprechen sich dafür aus, dass ältere Generationen ihren Nachwuchs nicht dazu animieren, zum Studium zu gehen, wenn diese eine Ausbildung bevorzugen würden. „Nicht jeder ist für ein Studium geeignet, sondern würde in einem Ausbildungsberuf viel glücklicher werden“, so Falk. Aber nicht nur Eltern und Jugendliche müssen umdenken, auch Arbeitgeber müssen sich auf die neuen Gegebenheiten und Anforderungen einstellen. Bächle-Scholz erklärt, dass die Zeit der Blindbewerbungen vorbei ist. Ausbildungsstätte müssen die Jugendlichen dort abholen, wo diese sich bewegen, d.h. durch Ansprache auf den Social Media-Kanälen oder auf digitalen Ausbildungsmessen. Dadurch können auch die Eltern erreicht werden, welche immer noch Einfluss auf ihre Kinder bei der Berufswahl nehmen.

Die Ausbildung ist aber nur ein kleiner Schritt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Für Falk „gibt es keine freien Fachkräfte mehr auf dem Markt“. Derzeit sieht er nur die Möglichkeit der Abwerbung, welche in der Regel mit einem höheren Gehalt verbunden ist und damit zu einer Lohn-Preis-Spirale führt. Aus diesem Grund sieht Bächle-Scholz auch die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ und ein „flexibles Renteneintrittsalter“ als Möglichkeiten der Fachkräftesicherung.

Falk sieht zudem das Finden von lernwilligen Arbeitnehmern – „egal welchen Alters und welcher Nationalität“ - als eine der größten Aufgaben von Arbeitgebern. Daher ist wahrscheinlich der qualifizierte Zuzug aus dem Ausland die am erfolgversprechendste Lösung für den Fachkräftemangel. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist für Bächle-Scholz auch der erste Schritt für eine Integration von qualifizierten ausländischen Fachkräften in den deutschen Arbeitsmarkt getan worden. Allerdings empfindet die Wirtschaft das Gesetz als noch nicht ausreichend und nach wie sehr bürokratisch und damit zu langsam, vor allem da man sich mit den anderen europäischen Ländern in einem Wettkampf um Fachkräfte befindet.

Am Ende waren sich alle einig, dass beim Thema „Fachkräftemangel und –sicherung“ noch viel getan werden muss. Auch wenn niemand bisher die Lösung gefunden hat. Neben einem Umdenken in der Gesellschaft in Bezug auf Ausbildung vor Studium sowie Anpassungen von Gehältern in der Ausbildung bis hin zu einer schnelleren und bürokratiefreieren Anerkennung von ausländischen Qualifikationen, haben Politik und Wirtschaft noch viele Probleme zu lösen.