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Bericht
07.04.2025
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Florian Rentsch, Prof. Dr. Alexander Lorz MdL, Dr. Joachim von Schorlemer und Oliver Behrens über die Zukunft des Finanzplatzes Frankfurt

„Europas Finanzzentrum Frankfurt – Neue Impulse für Stabilität und Wachstum“. So lautete das Thema des Jahresempfangs des Jungen Wirtschaftsrates Hessen.
©Verband der Sparda-Banken e.V.

Der Jahresempfang des Jungen Wirtschaftsrates Hessen stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Finanzplatzes Frankfurt – einem Standort mit enormem Potenzial, aber auch mit großen Herausforderungen. Durch den Abend führte die Gäste Patrick-Lukas Mamok, der Landesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates Hessen. Die Diskussion moderierte Dr. Carsten Lehr, Sprecher des Wirtschaftsrat-Netzwerks „Finanzplatz Frankfurt“, der mit seinem breiten Fachwissen gezielt Akzente setzte und den Podiumsteilnehmern mit seinen pointierten Fragen spannende Einblicke entlockte.

Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Sparda-Banken e. V. und Sonderbeauftragter für den Finanzplatz Frankfurt, zeigte sich auf dem Podium erfreut, dass der Finanzplatz stärker in den Fokus der hessischen Landespolitik rücke – ein Schritt, den er als klares positives Signal an die Branche deute. Florian Rentsch warb für eine gemeinsame Strategie, die Frankfurt als internationalen Finanzstandort profilieren könne. Besonders die Rolle als wichtiger Sitz ausländischer Banken gelte es, selbstbewusster zu vertreten. Frankfurt müsse sich als exzellenter Gastgeber präsentieren, der internationale Unternehmen willkommen heiße. Dabei dürften auch kommunalpolitische Herausforderungen wie die Situation rund um den Hauptbahnhof nicht ignoriert werden. Die Landesregierung habe erkannt, dass hier Handlungsbedarf bestehe.

Prof. Dr. Alexander Lorz MdL, Hessischer Staatsminister der Finanzen, machte klar: Frankfurt ist Synonym für den Finanzplatz Deutschlands. Dass sich die relevanten Gremien nun für Frankfurt als Standort entscheiden, wertete er als Erfolg gemeinsamer politischer Anstrengungen über Parteigrenzen hinweg. Dieses neue Miteinander von Stadt, Land und Bund habe es in dieser Geschlossenheit lange nicht gegeben. Er hob hervor, dass die jeweiligen Regierungen inzwischen sichtbar an einem Strang zögen und in zentralen Fragen zur Weiterentwicklung des Finanzplatzes die gleiche Linie verfolgten – eine politische Geschlossenheit, die zur Grundlage für Vertrauen und Standortentscheidungen geworden sei. Zudem warb der Staatsminister für eine stärkere Einbindung von Wissenschaft und Lehre sowie für gezieltes Recruiting, um Frankfurt auch als Ausbildungs- und Innovationsstandort weiter zu stärken.

Dr. Joachim von Schorlemer, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Hessen, führte aus, dass der Finanzplatz Frankfurt nicht im Wettbewerb mit anderen deutschen Städten gesehen werden solle – das Ziel müsse eine internationale Positionierung sein. „Berlin muss klar verstehen: Wir müssen auch mal nach Frankfurt kommen“, sagte er mit Blick auf die Notwendigkeit, bundespolitische Aufmerksamkeit auf den Standort zu lenken. Gleichzeitig warnte von Schorlemer vor übermäßiger Vorsicht: Deutschland müsse sich stärker trauen, auch marktwirtschaftliche Instrumente zu nutzen. Mit Blick auf die Rolle Frankfurts im Vergleich zu London erinnerte er daran, dass die Mainmetropole historisch später als Finanzzentrum etabliert worden sei, seither aber eine bemerkenswerte Entwicklung genommen habe – eine Entwicklung, die nun entschlossen fortgeführt werden müsse.

Oliver Behrens, Stellvertretender Vorsitzender der BFK Europäische Finanzmarkt- und Währungspolitik sowie CEO des Online-Brokers flatexDEGIRO, setzte in seinem Impuls auf einen eindringlichen Appell: Frankfurt müsse mehr sein als ein Standort – es solle ein Ort sein, auf den man stolz sei und zu dem Menschen gern kämen. Die Ansiedlung der EZB und internationaler Institutionen sei ein wichtiger Schritt gewesen, doch es sei noch viel Luft nach oben. „Wir müssen die Stärken Frankfurts klar benennen – und an den Schwächen gemeinsam arbeiten“, betonte Behrens. Zugleich mahnte er an, dass der Kapitalmarkt tiefer werden müsse – aktuell gehöre ein Großteil der Assets in Deutschland ausländischen Investoren. Die Vorstellung, den internationalen Bankenmarkt dominieren zu können, sei eine Illusion. Vielmehr gehe es darum, einen attraktiven, verlässlichen Standort zu schaffen, der sich klar von Paris und London abhebe. Klare Worte hatte Oliver Behrens für die nächsten Generationen im Hinblick auf den demografischen Wandel: Nur ein tieferer Kapitalmarkt mit hoher Akzeptanz bei Privatanlegern könne verhindern, dass die deutsche Bevölkerung langfristig verarme.

Die Diskussion machte deutlich: Frankfurt hat das Potenzial, sich als führender Finanzplatz Europas zu behaupten – vorausgesetzt, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ziehen konsequent an einem Strang. Entscheidend wird sein, vorhandene Stärken mutig auszubauen, Schwächen gezielt anzugehen und den Standort mit Weitsicht und Offenheit weiterzuentwickeln.

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