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Bericht
10.03.2023
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Herausforderung Unternehmensnachfolge im Bau und Handwerk in Mittelhessen

Die Sektion Gießen-Alsfeld lud gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge zu einer Podiumsdiskussion mit Vertretern des Handwerkes zum Thema Nachfolge in Mittelhessen

Die Region Mittelhessen kennzeichnet sich durch einen starken Mittelstand, ein leistungsfähiges Handwerk und eine ausgeprägte Wissenschaftslandschaft aus.
©Dr. Stefan Söhngen

In den kommenden Jahren werden vor allem die klein- und mittelständischen Unternehmen vor zahlreichen und vielfältigen Herausforderungen stehen – demografischer Wandel, Fachkräftemangel und steigende Energiepreise machen sich immer deutlicher bemerkbar. Betrachtet man allein die Handwerksbranche in Hessen lässt sich beobachten, dass die wesentlichen Gründe für das nicht Zustandekommen von Betriebsübernahmen – neben dem Fachkräftemangel und extremer Inhaberabhängigkeit – die zu hohen finanziellen Forderungen der Altinhaber sowie bürokratischer Hürden sind. Weitere Probleme bestehen in den Belastungen durch Erbschaft- bzw. Schenkungssteuer bei der familieninternen Übergabe.

Die Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge, unter Leitung von Julian Will, Geschäftsführer der Nachfolgekontor GmbH, diskutierte diese Thematik mit Kay-Achim Becker, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Gießen, sowie Sascha Reitz, Geschäftsführer der RT-Holding GmbH, und Steffen Kalbfleisch, Regionsleiter Unternehmerkunden bei der Commerzbank AG. Dabei vertraten Becker und Reitz die Familienunternehmen, welche bereits eine Nachfolge durchlebt haben oder diese noch bevorstehen. Will und Kalbfleisch übernahmen auf dem Podium die Stimme der Berater.

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Für alle Panelisten stand allerdings fest, dass gerade das Handwerk eine schwierige Branche ist, um eine Nachfolgeregelung für jedes Unternehmen erfolgreich abwickeln zu können. So findet man im Handwerk alles an Unternehmensgrößen – vom kleinen Ein-Mann-Betrieb bis zur großen Konzernstruktur. Vor allem die alten traditionellen Betriebsgrößen aus einem Meister, zwei bis drei Gesellen und einem Lehrling gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr. Hier haben sich die Konzernstrukturen, in denen Handwerk und Management personell von einander getrennt geführt werden, als überlebensfähiger und damit auch attraktiver für eine Nachfolge gezeigt. Je nach Betriebsgröße sind die Anforderungen an die Nachfolgegeneration auch eine andere und bei allen Nachfolgen muss immer auch der Faktor Mensch berücksichtigt werden. Denn durch diesen kann eine Übergabe – ob familienintern oder –extern – chaotisch und herausfordernd werden.

Zudem haben die kleinen, eigentümergeführten Unternehmen immer mehr das Gefühl, dass ihre Betriebe politisch nicht gewollt sind. Die vielen Auflagen und Regulierungen für die Handwerksbetriebe erschweren den kleinen Unternehmen mehr und mehr die Arbeit und das Überleben. Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass es die Ein-Mann-Unternehmen im Handwerk in Zukunft nicht mehr geben wird, sondern man eher kaufmännische Unternehmen mit Handwerksfokus auf dem Markt finden wird. Hier muss sich die Politik fragen, ob dies gewollt sein kann.

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