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Pressemitteilung 21.02.2021
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Mehr Gewerbeflächen und lebendige Innenstadt

Wirtschaftsrat diskutiert mit Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn und seinem Herausforderer Stefan Laux

Limburg ist ein starker Wirtschaftsstandort, braucht aber zusätzliche Gewerbeflächen – und
eine lebendige Innenstadt. Darüber sind sich die Mitglieder der Sektion Limburg-Weilburg
des CDU-nahen Wirtschaftsrats, Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) und sein
Herausforderer Stefan Laux (CDU) einig. In der Frage, wie diese Ziele erreicht werden
können, gab es in zwei Online-Veranstaltungen ebenso wie bei anderen Themen freilich
unterschiedliche Ansichten.


„Wir setzen auf einen Dialog mit den Verantwortlichen im Rathaus“, sagte der Limburger Sektionssprecher Klaus Rohletter. „Limburg kann nur dann eine attraktive Stadt bleiben und viel für die Gesellschaft leisten, wenn die Wirtschaft floriert. Von nahen Arbeitsplätzen
profitieren alle“, so der Vorstandsvorsitzende der Albert Weil AG. Der Wirtschaftsrat hat
nach seinen Angaben bewusst zwei Termine angeboten, um einen „Schlagabtausch“
zwischen den beiden aussichtsreichsten Kandidaten um das Bürgermeisteramt zu vermeiden
und stattdessen ausführlich und sachlich mit ihnen über drängende Anliegen zu diskutieren.
Die Unternehmer hatten dazu auch Gäste eingeladen; IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika
Sommer war zweimal dabei. Vorstandsmitglied Nicolas Begeré erläuterte die Positionen der
Vereinigung, die gerne ihren sachverständigen Rat in die politischen Entscheidungen
einbringen wolle. Joachim Heidersdorf moderierte beide Gesprächsrunden und fühlte den
Bewerbern auf den Zahn.


Hahn zeigte sich mit Blick auf seine Leistungsbilanz gut gelaunt. „Mit etwas Stolz“ verwies er
auf „weit mehr als 2000 zusätzliche Arbeitsplätze“, die in seiner Amtszeit in den
vergangenen fünf Jahren in Limburg entstanden seien. Daran habe er entscheidenden Anteil
gehabt. Laux meinte, die Stadt schöpfe ihr großes Potenzial noch zu wenig aus. Die
Entscheidungsprozesse im Rathaus dauerten ihm viel zu lang. Manche Probleme, wie die
Neugestaltung des Neumarkts, würden endlos debattiert und am Ende gar nicht gelöst. „Da
wäre längst etwas passiert, wenn ich Bürgermeister gewesen wäre“, betonte Laux.
Eine Ursache dieses Dilemmas sieht er in der zahlenmäßig schlecht besetzten
Stadtverwaltung und in der „völlig überlasteten“ Bauaufsicht. Hahn kündigte eine personelle
Verstärkung für dieses Amt an. Für die Klagen von Unternehmern, die Stadt gebe zu viele
Gutachten in Auftrag und komme deshalb bei wichtigen Projekten nur schleppend voran,
hatte der Bürgermeister drei Erklärungen: Die Kontroversen in der
Stadtverordnetenversammlung, die komplexen Ausschreibungsverfahren und die
erforderliche Rechtssicherheit. „Den ganzen Mumpitz mit dem Neumarkt hätte ich mir auch
gern erspart“, sagte der Rathauschef.


Die „Notwendigkeit“, das Offheimer Gewerbegebiet „Nördlich der Kapellenstraße“ bis zum
Dehrner Weg zu erweitern, steht für Hahn außer Frage. „Da stimme ich zu 100 Prozent mit
dem Wirtschaftsrat überein.“ Mit einem „klaren Jein“ fasste Heidersdorf die Aussagen von
Laux in diesem Punkt zusammen. Der von der CDU unterstützte Kandidat äußerte
Verständnis für die Offheimer Bevölkerung und plädierte generell für einen sorgsamen
Flächenverbrauch. Wenn aber ein interessantes Unternehmen zahlreiche qualifizierte
Arbeitsplätze schaffen würde, solle es sich dort ansiedeln können.
Hahn verwies auf fehlende Alternativen. Die meisten anderen möglichen Gewerbeflächen in
der Stadt würden aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung und/oder der schwierigen
technischen Erschließung ausscheiden. Die Stadt nutze ihre Chancen, wo es sinnvoll sei –
zum Beispiel in Ahlbach. Westlich der B 49 werde ein Supermarkt rund 100 und die Firma
Sodastream 200 bis 300 Menschen beschäftigen. Außerdem solle das ICE-Gebiet vergrößert
werden. „Die Stadt hat noch maximal 75 Hektar, die für Gewerbe genutzt werden können“,
erläuterte Hahn.


Als aktueller und schwieriger bezeichneten die Gesprächsteilnehmer die Belebung der
Innenstadt, die sich nach der Corona-Pandemie wahrscheinlich stark verändern werde. „Im
Sommer werden zahlreiche Geschäfte leer stehen“, prognostizierte Stefan Laux. Die Stadt
müsse in Verbindung mit den Akteuren eine neue Strategie entwickeln, damit die Kunden im
Gegensatz zum Online-Handel ein attraktives Einkaufserlebnis mit gastronomischen und
kulturellen Angeboten vorfänden. „Es muss sich lohnen, nach Limburg zu kommen“, sagte
Laux. Um das Ausbluten des Zentrums zu verhindern, sollten Läden notfalls in Wohnraum
umgestaltet werden.


Marius Hahn erhofft sich durch einen „City-Manager“, den die Stadt bald einstellen werde,
wichtige Impulse. Eine Option sei unter anderem, dass die Stadt Ladenflächen kaufen oder
mieten und später wieder abgeben werde. Denkbar wäre es auch, einen Teil der
Grabenstraße zur Fußgängerzone zu machen, was er bereits vor zwölf Jahren vorgeschlagen
habe. Den Vorwurf, die Forderung nach einem „City-Manager“ sei ein alter Hut und
wünschenswerte Hilfen wie die Gutschein-Aktion für den Einzelhandel seien verschlafen
beziehungsweise zu spät initiiert worden, konterte der Bürgermeister mit dem Hinweis, es
funktioniere halt leider nicht immer alles optimal.


Die von Hahn leidenschaftlich verteidigte Verlagerung der Stadtverwaltung auf die
Dietkircher Höhe kritisierte Laux als „Fehler des Jahrhunderts“.
Breiten Raum in beiden Diskussionen nahm auch die Verkehrspolitik ein. Laux lehnt ebenso
wie der Wirtschaftsrat eine Umweltspur an der Schiede ab, Hahn begründete diesen Vorstoß
mit dem Zwang, alles Mögliche gegen ein Dieselfahrverbot zu tun. Die Stadt fühle sich in
dieser Auseinandersetzung vom Land Hessen und vom Landkreis im Stich gelassen.
Mitglieder des Wirtschaftsrates machten sich für eine aktivere Wirtschaftsförderung durch
den Bürgermeister und die Verwaltung und ein besseres Stadtmarketing stark. Als
Schwachpunkt nannten sie unter anderem schlechte Internetverbindungen.
Klaus Rohletter war mit dem Verlauf der beiden Veranstaltungen sehr zufrieden und dankte
vor allem den beiden Kandidaten. Der Wirtschaftsrat wolle mit dem Bürgermeister im Dialog
bleiben. „Stadt und Landkreis müssen auch weiterhin Gehör für die Belange der Wirtschaft
haben, damit Rahmenbedingungen verbessert werden, um Arbeitsplätze in der Region zu
halten und schaffen“, sagte der Chef der Weil AG. (mh)