Mittelhessen - Traditionsreicher Mittelstand mit Nachfolgesorgen?
Über 70.000 Betriebe waren zuletzt bei den mittelhessischen Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammer registriert. Doch den kleinen und mittleren Betrieben fällt es zunehmend schwer, geeignete Unternehmensnachfolger zu finden. Unternehmer müssen immer höheren Aufwand betreiben und ungewöhnliche Wege beschreiten, um potentielle Nachfolger zu finden.
Die drei auf dem Podium vertretenen Unternehmer zeigen deutlich wie unterschiedlich der Nachfolgeprozess ablaufen kann. Im Fall von Jürgen Lohse, ehem. geschäftsführender Inhaber der Elkas GmbH & Co. KG, hat die Nachfolge erst im dritten Anlauf geklappt. „Trotz Unterstützung durch eine auf Nachfolge spezialisierte Beratungsfirma, habe ich am Ende meinen Nachfolger in meinem eigenen Netzwerk gefunden“, erklärte Lohse. Auch Boris Pichler, geschäftsführender Gesellschafter der Sanitätshaus Kaphingst GmbH, hat die Nachfolge auf Umwegen und Zwischenstationen angetreten. Geprägt durch seine Erfahrungen, werden seine beiden Kinder bereits seit Jahren mit dem Unternehmen vertraut gemacht. „Allerdings bedeutet dies nicht, dass sie automatisch die Nachfolge antreten können. Sie müssen beweisen, dass sie auch geeignet sind, das Unternehmen weiterführen zu können“, so Pichler. Anders bei Martin Heil, Geschäftsführer der Familienkelterei Heil OHG: „Mir ist morgens am Frühstückstisch von meinem Vater gesagt worden, dass ich nicht länger nur Gesellschafter bin. Damit war das Thema geklärt.“
„Nachfolgeregelungen sind heute viel komplizierter und komplexer. Allein schon die politischen Rahmenbedingungen erschweren den Prozess. Dadurch lehnen viele die Nachfolge ab“, erläuterte Thomas Sonntag, Gründer und Geschäftsführer der auf Nachfolge spezialisierten Sonntag Corporate Finance GmbH. „Die nachfolgenden Generationen fühlen sich aber auch oftmals mit der Situation und neuen Verantwortung einfach überfordert“, griff Andreas Tielmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, das Thema weiter auf. „Sie trauen sich nicht zu, das Unternehmen erfolgreich weiter zu führen und haben Angst, die vorige Generation zu enttäuschen.“
So unterschiedlich die Erfahrungen der Podiumsteilnehmer auch sind, waren sie sich doch alle darin einig, dass die Politik das Thema ernster nehmen und mehr machen muss. Auf die abschließende Frage, was sich die Familienunternehmer für die Zukunft wünschen würden, war die einstimmige Aussage: Mentoren-Programme, die bei Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem Unternehmer und Nachfolger vermitteln können.