Nachfolgeland Hessen - Hessen ohne Nachfolger?
„Eine Betriebsübergabe ist komplex und unterliegt vielfältigen Einflüssen. Auf die Entwicklung des Nachfolgegeschehens wirken nicht nur der demografische Wandel ein, sondern z. B. auch die technologische Entwicklung, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, die Ausgestaltung des Steuer- und Abgabensystems, die Einstellung der Gesellschaft gegenüber dem Unternehmertum, das Verhalten der Konkurrenz oder die Finanzierungsmöglichkeiten auf dem Kapitalmarkt“, beschreibt der Landtagsabgeordnete die Herausforderungen für den Mittelstand.
In den kommenden Jahren steht bei rund 150.000 Familienunternehmen in Deutschland die Nachfolge an. Die meisten Familienunternehmen befinden sich außerhalb der Ballungsräume im ländlichen Raum – so auch in Hessen. Für deren Nachfolgersuche ist insbesondere die seit Jahren zu beobachtende Netto-Abwanderung der jüngeren Generationen aus den ländlichen Regionen in die städtischen und stadtnahen Bereiche kritisch. Es werde daher immer schwieriger, junge Menschen für das Unternehmertum zu begeistern, betont Jörg Michael Müller. Zu überlegen ist, wie dieser Entwicklung mit gezielten Unterstützungen ähnlich der, der Start-ups entgegen gewirkt werden kann. Hierfür gibt es zahlreiche Ansätze, die Herr Müller und die Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge diskutiert haben. Zusätzlich müsse das Unternehmersein wieder attraktiver dargestellt werden, um die mittelständische Wirtschaftsstruktur zu erhalten, so der Abgeordnete.
Neben verschiedenen politischen Initiativen bietet die Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge Unternehmern, wie auch deren Nachfolgern - oder auch Gründern - konkrete Unterstützung in verschiedenen Bereichen an. Ein Mentoren-Programm aus verschiedensten Fachrichtungen und mit einem nachhaltigen Coaching wird aufgebaut.
Zum Arbeitskreis Unternehmensnachfolge Ziel der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Unternehmensnachfolge“ des Wirtschaftsrats ist es, überparteilich mit Vertretern der Hessischen Landesregierung und den Fraktionen im hessischen Landtag Ansätze zu diskutieren und zu entwickeln, um die Attraktivität der Unternehmensnachfolge“ zu erhöhen. Dies soll zur Stabilisierung der mittelständisch geprägten Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen insbesondere auch im ländlichen Raum Hessens beitragen. Wichtig ist hierbei der parteiübergreifende Ansatz, um das Thema deutlich stärker in die öffentliche Diskussion zu bringen.
Am 18. März 2020 findet das nächste Kamingespräch mit der Sprecherin für Wirtschaft und Energie der Bündnis 90/Die GRÜNEN-Fraktion, Kaya Kinkel, MdL, statt. Weitere sind derzeit zu den Themen „Steuern mit Steuern“, „Bürokratieabbau als Chance!“, „Hessen 4.0 – die digitale Revolution?“ und „Unternehmerisches Denken - ein Bildungsthema!“ geplant.