Cookie-Einstellungen

Bericht
30.04.2024
Drucken

Tag der Unternehmensnachfolge: Alarmstimmung bei Familienunternehmern

Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutieren das Thema Unternehmensnachfolge und äußerten Ideen, wie Unternehmertum wieder an Attraktivität gewinnen könnte.
©Wirtschaftsrat Hessen

In Zeiten, in denen mehr Menschen aus dem Berufsleben ausscheiden als einsteigen, stehen Unternehmen zunehmend vor dem Problem, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Einen Nachfolger zu finden, stellt eine noch größere Herausforderung dar. Dies war Thema beim Tag der Unternehmensnachfolge in den Räumen der Vollack-Gruppe in Eisenach, bei dem Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zusammenkamen. Dr. Stefan Söhngen leitete die nachfolgende Podiumsdiskussion. 

Zunächst stellte Kai Kowalske, Standortleiter Eisenach der Vollack-Gruppe, das Unternehmen kurz vor. Anders als die anwesenden Familienunternehmer haben sich die einstigen Gründer der Vollack-Gruppe nicht für eine klassische Nachfolge innerhalb der Familie entschieden, sondern ein Partnermodell entwickelt, um das Unternehmen zukunftsweisend aufzustellen. 

Colette Boos-John wiederum steht seit 27 Jahren in 2. Generation an der Spitze des Familienunternehmens Bauer Bauunternehmen GmbH. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie wichtig ihr damals die stetige Präsenz und Kommunikation mit ihrem Vater, dem Unternehmensgründer, war. Gleichzeitig hat sie aber auch gelernt, wie wichtig es ist, loszulassen und dem Nachfolger zu vertrauen, das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen. Ihr Wunsch an die Politik sind steuerliche Erleichterungen, um die Unternehmensnachfolge in Deutschland zu unterstützen.

Für Heiko Gringel, Geschäftsführender Geschäftsführer der Gringel Bau + Plan GmbH, welcher gerade die Nachfolge an seine Tochter plant, ist Vertrauen die Grundlage für einen Schritt, der nicht immer mit Vergnügen verbunden sei. Zugleich solle er nicht ausschließlich aus rein geschäftlichen Überlegungen erfolgen. So ähnlich sieht dies auch der Gründer und Geschäftsführer der Uth GmbH, Peter Uth, der zwölf Jahre versucht hat, sein Unternehmen verkaufsfähig zu machen und es am Ende dann doch seiner Tochter übergeben hat. „Man muss das Unternehmen wie seine eigene Familie sehen, um als Nachfolger wirklich dafür zu brennen“, so der Fuldaer Familienunternehmer.

Julian Will, der auch Leiter der Arbeitsgruppe Unternehmensnachfolge beim Wirtschaftsrat Hessen ist, erklärte den interessierten Teilnehmern, was passieren kann, wenn der Geschäftsführer plötzlich ausfällt und wie man sich für diesen Fall wappnen kann. Zudem forderte auch er steuerliche Erleichterungen sowie ausgebaute rechtliche Rahmenbedingungen, um die Erbschaftsnachfolge nicht zusätzlich zu erschweren. Diese Seite beleuchtete auch Martin Henkel, Mitglied des Landtags in Thüringen. Er kritisierte die politische Situation und forderte „weniger Staat, weniger Bürokratie, dafür mehr Vertrauen“. Man brauche bessere Rahmenbedingungen in Deutschland sowie ein positiveres Unternehmensbild innerhalb der Gesellschaft, welches bislang eher negativ konnotiert sei.

Abschließend stellte der hessische Landtagsabgeordnete Sebastian Müller klare Forderungen: attraktivere Rahmenbedingungen schaffen, schon in der Schule Leistungsanreize setzen, mit Rat und Tat zur Seite stehen sowie eine interne Beratung und Begleitung ermöglichen. Nachfolgend richtete Julian Will an die Teilnehmer den Appell, die notwendigen Impulse zu setzen. 

Podiumsteilnehmer