Wirtschaftsregion Fulda, Status Quo und Zukunft
Gebhardt erinnerte zu Beginn seiner Analyse zunächst an das Bild, dass beispielsweise Befragungen in Frankfurt oder Würzburg Anfang der Neunziger Jahre von der Region Fulda zeichneten, als man sie unter anderem „dem Osten“ zuordnete und eher Urlaub als Wirtschaft assoziierte.
Mit der ICE-Anbindung in zentraler Lage in Deutschland (alle wichtigen Städte können innerhalb von 3 Stunden erreicht werden) änderte sich das. Die Wirtschaftsregion Fulda hat seither enorm profitiert, sie ist heute mehr denn je Einpendlerregion mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Hessen.
Auch in der Wirtschaftsstruktur verzeichnet man eine Weiterentwicklung: Nachdem man früher einseitig von der Textilindustrieabhängig war, weist man heute einen sehr großen Branchenmix aus. Insgesamt ist die Zahl der Unternehmen in Fulda ist in den letzten 30 Jahren von rund 6000 auf rund 14.000 in 2018 angestiegen.
Zudem belegen auch andere Kennzahlen den von Gebhardt ausgemachten Boom. So haben sich die Einwohneranzahl und auch die Übernachtungszahlen parallel deutlich positiv entwickelt.
Aber auch die Schattenseiten der erfolgreichen Entwicklung ging Gebhardt ein. Die Stadtflucht ist eine solche: Viele Menschen wollen in die Stadt, worunter zwangsläufig das Umland leidet. Dieser Entwicklung will man entgegenwirken und Ortskerne dort attraktiv machen bzw. halten.
Die mittelständischen und oft inhabergeführten Unternehmen rekrutieren ihre Mitarbeiter auch heute noch in hohem Maße vor Ort. Dies führe im Kontext das Fachkräftemangels in einer aktuellen Tendenz zu einer Kannibalisierung mit gegenseitiger Abwerbung von Talenten. Die Zahl der Ausbildungsplätze übersteigt die Zahl der Bewerber zudem um Faktor zwei. Ein großes Anliegen ist deshalb eine Nachwuchsoffensive mit dem bundesweit einzigartigen Ausbildungs-Campus pings, um Bewerber aus anderen Regionen mit Überhang nach Fulda zu bekommen.
Digitalisierung und Globalisierung führen auch zu Risiken gerade für die mittelständisch geprägte Wirtschaftsregion Fulda. China sucht bekanntermaßen strategisch und gezielt nach geeigneten Übernahmen, die jüngste der Firma FT ist ein Beispiel. In vielen Fällen ginge nach Einschätzung Gebhardts einer Übernahme aber eine Problemstellung voraus, oft sei es die fehlende Option bei der Unternehmensnachfolge. Hier sei die Wirtschaftsregion Fulda überproportional gefährdet.
In der nachfolgenden Diskussion fokussierten die Mitglieder des Wirtschaftsrates und der moderierende Sektionssprecher Gerhard Schüler vor allem noch einmal das drängende Thema der fehlenden Gewerbeflächen, welches man ja in einer regionalen Arbeitsgruppe zur Standortpolitik schwerpunktmäßig verfolge. Die IHK werde dies inhaltlich unterstützen, so Gebhardt abschließend.