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Bericht
15.03.2021
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Aus den Ländern (Sachsen-Anhalt) - Austausch über die aktuelle globale medizintechnische Situation

Wie abhängig sind Europa und die rund 120 medizintechnischen Unternehmen in Sachsen-Anhalt von der Krise?
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Die Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft hatte Sven Schulze MdEP und Tobias Krull MdL zu einer Diskussion über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lieferketten und den Medikamentenmarkt, eingeladen.

 

Bereits seit 2009 besteht eine Medikamentenknappheit, die durch die Corona-Krise weiter verschärft wird und durch den Engpass von Desinfektionsmittel während der Pandemie erneut sichtbar wird, sagte Tobias Krull. Aber nicht nur die Versorgungssicherheit muss gewährleistet werden, sondern auch die entsprechende Ausbildung, Forschung, Produktion und Finanzierung, um die Innovationskraft weiterzuentwickeln und die Branche der Medizintechnik im Land zu halten. Sachsen-Anhalt als Bundesland mit der ältesten Bevölkerung Deutschlands ist hierauf angewiesen, ebenso wie die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Rund zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Sachsen-Anhalt seien auf die Medizintechnik zurückzuführen, betonte Sven Schulze.

 

Steffen Borlich, Geschäftsführer der EKF-diagnostic GmbH, und Dr. Axel Boese, Geschäftsführer der MEDICS GmbH, machten auf aktuelle Herausforderungen in Wirtschaft, Bildung sowie medizinischer Versorgung aufmerksam. Dies seien unter anderem der Brexit und die hieraus resultierende Einschränkung der Freizügigkeit, aber auch die Medizinprodukteverordnung, die die Unternehmen vor Probleme hinsichtlich Personal, Wissen, Kapital, Weiterbildung sowie struktureller Abhängigkeit stellt. Ein direkter Zusammenhang zwischen den Kosten der Medizinprodukte und der Vielfalt der Produkte auf dem Markt sei zu erwarten. Dieser Kapitalbedarf und die Unwirtschaftlichkeit belasteten das Gesundheitssystem. Auch der aktuelle Stopp des Impfens mit AstraZeneca stelle die Gesellschaft vor gänzlich neue Herausforderungen. Unsicherheiten existierten zudem bezüglich der EUDAMED-Datenbank.

 

Zudem kamen alle Teilnehmer zu der Feststellung, dass eine engere Verflechtung zwischen Unternehmen und Forschungsinstituten wichtig und entscheidend für die Zukunft der Medizintechnik in Sachsen-Anhalt sei. Unternehmen sollten in die Ausbildung einbezogen werden und die Globalisierung als Chance wahrnehmen, um internationale Expertise in unser Bundesland zu holen.

 

Für die Zukunft des medizintechnischen Standorts Europa ist mitteldeutsches, aber auch europäisches Denken von Bedeutung. Eine stärkere politische Positionierung  sowie ein intensiverer Austausch zwischen den Akteuren sind notwendig, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können. "Ein Zusammenspiel aus Fachkompetenz, Weitblick, politischer Verantwortung und Unterstützung – das ist es, was in der derzeitigen medizintechnischen Situation in Sachsen-Anhalt von immenser Relevanz ist", fasste Peter Löbus, Vorsitzender der Landesfachkommission Gesundheitswirtschaft, zusammen.