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Bericht
30.03.2022
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Wahl-O-Mat: Halbe Million Schleswig-Holsteiner prüfen ihre Standpunkte

Start am 31. März zur Wahl in Schleswig-Holstein - Misses Wahl-O-Mat erklärt die 38 Fragen
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STORMARN 2002 war es als eine Möglichkeit gedacht, Erstwähler vor der Stimmabgabe mit einem spielerischen Internet-Angebot einen Überblick über die Grundsatzpositionen der politischen Parteien zu geben. Heute, 20 Jahre später, ist daraus eine Erfolgsgeschichte geworden. Vor der Bundestagswahl 2021 nutzen 21,3 Millionen User den Wahl-O-Mat, der von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) betrieben wird. Auch zur anstehenden Landtagswahl in Schleswig-Holstein werden wieder die Ziele der 16 Parteien ab Ende März 2022 über das Angebot vorgestellt. Erwartet wird, dass – wie 2017 – wieder über eine halbe Million Menschen die Online-Plattform für die Wahlziele der Parteien aufrufen.

 

38 Thesen werden über Monate entwickelt

Um einen Einblick zu bekommen, wie die Thesen im Wahl-O-Mat entstehen, hat die Sektion Stormarn des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Frau Pamela Brandt, die das sehr erfolgreiche Projekt seit dem Beginn und jetzt als Projektleiterin und Redakteurin in der Online-Redaktion der bpb begleitet, zu einem Videomeeting eingeladen. Sie stellte dar, dass der Veröffentlichung der 38 finalen Thesen eine monatelange Vorarbeit vorausgeht. „Neben den Parteien, die die Grundinformationen liefern, sind etwa 20 ausgewählte Jungwähler beteiligt, die zusammen mit Politikwissenschaftlern, Statistikern und weiteren Politikexperten 80 politische Thesen aus den Wahlprogrammen aller Partien zu allen Themen zusammenstellen.“  Das gesamte Verfahren ziehe sich über Monate hin, in denen das den jeweiligen Wahl-O-Mat vorbereitende Team für Workshops zusammenkomme.

 

Umfangreicher Faktencheck ist selbstverständlich

Alle Parteien würden diese ausgewählten 80 Thesen zur Stellungnahme vorgelegt bekommen und die Antworten der Parteien anschließend mehrfach gegengecheckt, bevor am Ende insgesamt 38 Thesen online gestellt werden können. Besonders für Kleinstparteien, so Brandt, sei eine Teilnahme herausfordernd, so wie einst für die Partei der Fischer: „Da haben wir oft telefoniert, während der Parteichef mit seinem Kutter auf dem Wasser war.“

 

Mittlerweile über 50 Medienpartner

Die finalen Fragen seien bewusst breit aufgestellt. Brandt: „Unser Ziel ist, dass die Nutzer den Wahl-O-Mat und damit Politik nicht einfach nur konsumieren, sondern sie werden in die Rolle des Aktiven gesetzt, weil sie selbst antworten müssen.“ Mittlerweile würde sei das Tool mit seinen Fragen zu einer festen Größe in Wahlkämpfen geworden und werde inzwischen zudem von über 50 Medienpartnern offensiv beworben. „Mein Lieblingsziel ist der Spaß der Menschen an dem Instrument, der dann zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für die politischen Angebote zur Wahl und dann spielerisch zur Überprüfung eigener Positionen führt.“, so die Redakteurin. Die Parteien seien dem innovativen Angebot, das einem Vorbild aus den Niederlanden gefolgt war, anfangs durchaus skeptisch begegnet, weshalb viel Überzeugungsarbeit notwendig war. „Mittlerweile wissen alle, wie wichtig es ist, das hier gut mitgearbeitet wird, und das falsche Angaben in der Regel zu empörten Rückfragen der eigenen Klientel führen“, so die Projektleiterin, die dazu verschiedenes Stories aus dem Nähkästchen parat hatte. Jede Partei habe inzwischen die Möglichkeit, zu jeder These mit kurzen Texten Stellung zu beziehen und sich auch insgesamt darzustellen. „Wir wissen aus Befragungen, dass etwa die Hälfte der User auch diese Texte gerne liest.“


Neutralität und Datenschutz als Grundprinzip

Sehr wesentlich seien für das Projekt die Wahrung von Neutralität und strikter Datenschutz. „Die großen sozialen Netzwerke, Suchmaschinen oder die Medienpartner – alle haben durchaus Interesse, das Nutzerverhalten zu ermitteln. Das lehnen wir strikt ab. Es werden keinerlei Daten über die Teilnehmer und ihr Verhalten vor dem Rechner abgespeichert. Brandt: „Auch wir als Macher wissen nicht, wie viele Prozent bei einer These zustimmen und was für eine Partei bei den einzelnen Nutzern herauskommt.“ Diese Haltung sei auch deshalb gut, weil die Ergebnisse nicht repräsentativen Charakter haben. „Die Zahlen sind nicht mit dem Querschnitt einer Meinungsumfrage zu vergleichen. So wissen wir, dass wir tendenziell mehr Nutzer haben, die einen höherer Bildungsabschluss haben.“

 

Wahl-O-Mat steht sogar im Duden

Was bekannt sei, dass 81 Prozent aller Teilnehmer angeben, dass die Nutzung des Thesen-Generators Spaß mache und politische Haltungen intensiv hinterfrage und festige. „61 Prozent derjenigen, die ursprünglich nicht wählen gehen wollten, geben an, dann doch zur Wahl zu gehen“, freut sich Brandt über die Ergebnisse der freiwilligen Befragung unter allen Teilnehmern. Sie ist sich sicher, dass der Wahl-O-Mat – ein Begriff, der zwischenzeitlich auch im Duden zu finden ist - sich auch in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird und verweist auf die jüngsten Neuerungen des Angebotes, das in am 31. März 2022 dann für Schleswig-Holstein online gehen werde.