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Bericht
19.06.2023
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Die neue „Generation Z“ – Herausforderungen und Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Diskussionsveranstaltung mit Volker Schebesta MdL, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
©Wirtschaftsrat

Die geburtenstarken Jahrgänge scheiden langsam aus dem Arbeitsleben aus. Die sogenannte „Babyboomer Generation“ war lange der Garant für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland. In den nächsten Jahren strömt hingegen eine neue Generation auf den Arbeitsmarkt, die zum Teil ganz andere Ansprüche an ein Arbeitsverhältnis stellt. Was sind die Merkmale der neuen „Generation Z“ und wie können Arbeitgeber auf diese veränderten Ansprüche reagieren? Die Sektion Calw-Freudenstadt begrüßte zur Diskussion dieser und weiterer Fragen Volker Schebesta MdL, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, im Autohaus der Wackenhut GmbH & Co. KG in Nagold.

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Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte die scheidende Sektionssprecherin Judith Krauss die anwesenden Mitglieder. Sie bedankte sich für die tolle sowie vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Sektion und übergab ihr Amt an den neuen Sprecher der Sektion Andreas Rentschler. Anschließend folgte eine kurze Unternehmensvorstellung der Wackenhut GmbH & Co. KG durch deren Leiter im kaufmännischen Management, Julius Wick. Dieser berichtete über die veränderten Anforderungen in der Autoverkaufsbranche. Ein 24-Stunden-Service sowie eine vor Kurzem geschaffene Folierabteilung gehören zu den neuen Dienstleistungen des Unternehmens. Die Erschließung von neuen Ausbildungsberufen ist ein weiterer Teil der Unternehmensstrategie, weshalb Wackenhut einen Digitalisierungskaufmann ausbildet. Das Unternehmen richtet sich zum Teil auch nach den Bedürfnissen der jungen Mitarbeiter in Form von Benefits wie etwa flexibler Arbeitszeiten. 

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Nach der Unternehmensvorstellung referierte Volker Schebesta MdL über die Merkmale und Anforderungen der neuen „Generation Z“. Zu Beginn ging er dabei auf das Problem der Demografie ein. In den nächsten Jahren gehen mehr Arbeitnehmer in Rente und immer weniger rücken in den Arbeitsmarkt nach, um diese Lücke zu schließen. Dabei haben die jungen Arbeitnehmer andere Ansprüche an ein Arbeitsverhältnis etwa in Form einer Vier-Tage-Woche, flexibleren Arbeitszeiten und Forderungen nach Home Office. Die Arbeitgeber stehen unter Zugzwang, auf diese Ansprüche entsprechend zu reagieren, da viele Stellen nicht mehr adäquat besetzt werden können und sich die Arbeitnehmer immer wieder aktiv nach besseren Arbeitsverhältnissen umschauen. Die langfristige Bindung an den Arbeitgeber ist durch die „Generation Z“ nicht mehr vorhanden. Auch die Arbeitseinstellung ist eine andere geworden. Die Bereitschaft nach Mehrarbeit ist für den eigenen persönlichen Berufserfolg nicht mehr so ausgeprägt vorhanden wie früher. Die „Generation Z“ arbeitet zudem lieber mit flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen in den Unternehmen.

Staatssekretär Schebesta ging auch aus sozialwissenschaftlicher Sicht auf die Merkmale der jüngeren Generationen ein. Verschiedene Studien der letzten Jahre haben sich mit diesen Merkmalen auseinandergesetzt. Dazu gehört beispielsweise die baden-württembergische Jugendstudie, die zuletzt im Jahr 2022 veröffentlicht wurde. So rücken für die befragten Neuntklässler Themen wie Sicherheit und Erfolg wieder mehr in den Vordergrund, weshalb auch Handwerks- oder IT-Berufe eigentlich eine interessante Perspektive für die Befragten darstellen sollten. Aus diesem Grund möchte die Landespolitik vermehrt Berufsberatung in allen weiterführenden Schulformen anbieten, damit diese Interessen weiter gefördert werden.

Bei einem Teil der jungen Generation stellt insbesondere die Bildungsqualität – dazu gehören wichtige Grundvoraussetzungen für den Arbeitsmarkt, wie Rechnen, Lesen und Schreiben – ein großes Problem dar. Volker Schebesta MdL sieht einen Lösungsansatz darin, dass schon früh eine intensive Sprachförderung, auch in bildungsfernen Haushalten, stattfinden muss und dass die Bildungseinrichtungen Kontakt mit den Familien halten, um diese intensiv zu unterstützen. Damit sollen Familienstrukturen aufgebrochen werden, die hinderlich für den Erfolg der Kinder sind.        

In der anschließenden Diskussionsrunde ist die Bildungsqualität sowie das Sozialverhalten der jungen Arbeitnehmer in den Unternehmen bemängelt worden. Die Betriebe müssen diese Probleme teilweise selbst auffangen. Es kam des Weiteren zur Sprache, dass ein Teil der Schüler von Bildungseinrichtungen verlangen, Alltagsaufgaben, wie etwa die Erstellung einer Steuererklärung, vermittelt zu bekommen. Volker Schebesta MdL betonte nachdrücklich, dass Alltagsaufgaben nicht in der Schule vermittelt werden sollten, da diese ausschließlich einen Bildungsauftrag zu erfüllen haben. Am Ende der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer auf die Erkenntnis einigen, dass die angesprochenen Themen die Unternehmen noch eine geraume Zeit beschäftigen werden. Die Lösung der daraus resultierenden Probleme und gesellschaftlichen Veränderungen wird eine gemeinschaftliche Aufgabe der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft sein.