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Bericht
28.11.2023
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Gesellschaftlicher Wandel nötig, damit Nachfolgen wieder attraktiv wird

Vertreter aus Bildung, IHK und Wirtschaft diskutierten in Darmstadt über Unternehmensnachfolgen in Deutschland
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Wie in vielen anderen Regionen stehen auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg viele Unternehmerinnen und Unternehmer vor der entscheidenden Herausforderung der Unternehmensnachfolge. Die Arbeitsgruppe des Wirtschaftsrates Hessen hat sich das Ziel gesetzt, Hessen zum Nachfolgeland zu entwickeln und geht hier in den regelmäßigen Austausch mit der Wirtschaft, um Handlungsempfehlungen für die Politik zu entwickeln.

Für einen solchen Austausch sind Dr. Anne Kathrin Adam, Geschäftsführerin der Internationalen Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe gGmbH, Martin Proba, Geschäftsbereichsleiter bei der IHK Rhein-Main-Neckar, sowie Christian Schön, ehem. Geschäftsführender Gesellschafter der GEAL Gesellschaft für Elektro-, Automatisierungs-und Leittechnik GmbH, und Sebastian Wissig, Partner der Nachfolgekontor GmbH, eingeladen worden.

Frau Dr. Adam, selber in 2. Generation im vom Vater gegründeten Familienunternehmen F+U Unternehmensgruppe tätig, kennt durch ihre Arbeit an der Berufsakademie die Einstellungen der jungen Generation zum Thema „Unternehmertum“. Die jungen Leute sind eher darauf bedacht, sehr schnell sehr viel zu erreichen. „Dies ist als Geschäftsführer eines Unternehmens nicht immer möglich.“

Auch Martin Proba erklärt, dass viele Unternehmertum nicht mehr attraktiv finden und diejenigen, welche bereit sind ein Unternehmen zu leiten, werden dann von der manchmal zu beobachteten Willkür der Behörden und Ämter wieder abgeschreckt. „Wir begleiten ca. 600 – 700 Nachfolgen und Existenzgründungen im Jahr. Nur ein Drittel aller Nachfolgen ist am Ende sofort erfolgreich.“

Auch Christian Schön, welcher vor 30 Jahren gemeinsam mit vier weiteren ehemaligen Kollegen ein Unternehmen gründete, kann berichten, dass die Nachfolgeregelung ein langer Prozess sein kann. „Eine familieninterne Nachfolge war bei uns von Anfang nicht möglich. Wir wollten, dass Mitarbeiter als Management-Buy-out die Unternehmen übernehmen.“ Ein Prozess von vier Jahren mit vielen Gesprächen mit geeigneten Mitarbeitern endete dann 2022 mit dem Verkauf des Unternehmens an ein anderes Unternehmen. „Wir haben erlebt, dass die jungen Leute die Verantwortung nicht übernehmen wollen oder die Geschäftsführung nicht mit ihrem privaten Leben zu vereinbaren war.“

Einig waren sich alle vier Diskutanten, dass die Gesellschaft sich wandeln muss, wenn Deutschland wieder mehr junge Leute als Nachfolger oder Gründer gewinnen will. Es muss vermittelt werden, dass „Arbeiten Spaß macht“ und Unternehmertum etwas Gutes ist. Politik und Wirtschaft müssen im Zusammenspiel mit den Bildungseinrichtungen den Blick von jungen Leuten ändern und vermitteln, dass Unternehmertum nichts „Böses oder Schlechtes“ ist.